BUNTES TREIBEN AUF HOHER SEE
Wenn Fracht über Bord geht, ist darunter viel Nützliches - für Strandsucher und Meeresforscher
Von Dietmar Bartz
„Kinderglück an den Atlantikstränden der USA: Für den kommenden Sommer ist dort eine Lego-Schwemme vorausgesagt. Dann sollen Tausende, vielleicht zehntausend Spielzeugfiguren in auffälligen Farben an die Küsten der Bundesstaaten North und South Carolina, Georgia und Florida angespült werden..."
Auslöser der Lego-Flut war eine gewaltige Woge, ermittelte der US-Meeresforscher Curtis C. Ebbesmeyer. Diese Woge traf den Containerfrachter „Tokio Express" so stark, dass zahlreiche Container über Bord rutschten, von denen mindestens einer auseinanderbrach.
Sein Inhalt, Millionen von Lego-Komponenten, werden nun als Treibgut mit dem Kanaren- und dem Nordäquatorialstrom, der im Winter von Osten nach Westen fließt, transportiert. Ein Jahr wird nach Berechnungen von Ebbesmeyer die Reise der Plastikteilchen an die US-amerikanische Küste dauern.
Mit solchen Prognosen hat er Erfahrung. Wenn Fracht über Bord geht, wird der Ozeanograph aus Seattle aufmerksam. Denn die Daten, die er gewinnt, helfen auch anderweitig. Nicht nur das Driften von Lego- oder anderen Frachtfluten lässt sich abschätzen, sondern auch die Bewegung von Eisbergen oder Treibalgen und Bedrohungen durch eine Ölpest oder durch schwimmende Giftfässer.
Das Meeresfundbüro:
Wohin mit den Findlingen, die auf dem Meer umhertreiben? Für solche Funde ist das Meeresfundbüro zuständig. Es hat seinen Sitz an einem idyllischen Sund in der Nähe von Cape Cod in Massachusetts und gehört zum Küsten- und Meeresgeologischen Programm der US-Regierung. Es ist ein Programm im Speicher des Computers der Geologen und heißt „The Lost Instrument Network". Das virtuelle Fundbüro nimmt per E-Mail die Meldungen verlorener und gefundener Gegenstände an, verteilt diese Liste an Interessenten und veröffentlicht sie auch im Internet. E-mail:
lost-instruments@amg.er.usgs.gov
Dietmar Bartz, Jahrgang 1957, war zunächst Staatsarchivar, dann Café-Beteiber, schließlich Wirtschafts-Redakteur bei der taz und bei der Wochenpost. Seit 1994 ist er freier Korrespondent und Buchautor in der Slowakei.
Ebbesmeyer gibt inzwischen das Fachblatt „Beachcombers' Alert!" heraus: (http://www.beachcombers.org). Auch die Oscurs-Simulation ist im Internet beschrieben (http://www.agu.org/sci_soc/ducks.html), die Bewegung der Enten-Flotille im Info-Dienst Marine Watch (http://www.marinewatch.com/duckies.html). Das Meeresfundbüro ist im Internet unter
http://marineusgs.gov/~mmartini/lostlist/) zu erreichen.
http://www.mare.de/mare/hefte/...ftnummer=8