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Bootsmanöver



Exmatrose_1 offline
Kapitän/1. Ing
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Beiträge: 516
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Betreff: Bootsmanöver  -  Gepostet: 11.03.2022 - 19:44 Uhr  -  
Moin @ all,

nachdem im Forum eine schöpferische Pause herrscht, will ich ein altes Thema ansprechen und habe die Hoffnung, dass sich daraus ein paar Beiträge ergeben.

Beim Stöbern in älteren Beiträgen, habe ich einige Passagen gefunden, in denen „Bootsfahrten“ oder die „Davit-Problematik“ vorkam. Vermutlich sind die wenigsten von uns in den „Genuss“ von Bootsmanövern mit Freifall-Rettungsbooten gekommen.

Ich erinnere mich nur an Davits, bei denen das Ausschwenken durch Spindeln und ewig langes Kurbeldrehen von statten ging, später dann auch die modernere Variante in Form von Schwerkraftdavits.

Die Rettungsboote, an die ich mich erinnern kann, hatten Rümpfe aus Holz, Kunststoff (GFK) oder Metall. Allen gemeinsam war, dass sie Abdeckungen aus /mit Persenningen oder Holzdeckel hatten und sie im Einsatz offen waren. Unter den Duchten/Sitzbänken waren Luftkästen, damit ein vollgeschlagenes Boot schwimmfähig blieb. Der Notproviant war in wasserdichten Kästen untergebracht und wurde (hoffentlich) gelegentlich ausgetauscht.

Die vorgeschriebenen Bootsmanöver fanden nach meiner Erinnerung NICHT regelmäßig statt. Wenn dann doch, wurden sie mit „touristischen Einlagen“ – sprich Bootsausflug - in die Umgebung verbunden. Ein weiterer Bootsmanöver-Einsatz war die Benutzung des Bootes als Landgangsverbindung oder um auf Reede in Kontakt zu anderen Schiffen aufzunehmen.

Ich kann mir vorstellen, dass der eine oder andere Histörchen zum Besten geben kann.

Beginnen will ich mit einem ersten Erlebnis, dass allerdings einen tragischen Hintergrund hat.
Mit dem KüMo „Nordenfeld“ haben wir im Sommer Schnittholz von Finnland nach Frankreich/Caen gebracht. Da damals die Hölzer einzeln „eingebaut“ wurden war das beim Laden wie beim Löschen immer mit einigen Tagen Liegezeit verbunden. Wir lagen im Bassin d´ Hérouville. Gegenüber der Pier war grünes Ufer mit Wiesen und Gehölz und öfter sah man dort Mädels sonnenbaden und schwimmen.
Unser Koch (ca. 25 Jahre) hat also seine Zigaretten in eine Plastiktüte gepackt und wollte das Hafenbecken schwimmend überqueren um einen Annäherungsversuch zu starten.
Nach einer Weile gab es an Deck von den Hafenarbeitern ein Geschrei und Gestikulieren. Da kein französisch sprechendes Besatzungsmitglied in der Nähe war, hat es einen Moment gebraucht, bis wir verstanden haben, dass unser Koch in der Mitte vom Hafenbecken untergegangen sei. Die Franzosen haben die Feuerwehr benachrichtigt und wir haben das Rettungsboot klar zum Aussetzen gemacht, Persenning mit Holzstützen weg, Davits rausgekurbelt und Boot runtergelassen. Die Feuerwehrleute haben einen Draggen mitgebracht und dann wurde nach den Einweisungen der Hafenarbeiter gesucht. Nach etwa einer halben Stunde, hat der Draggen tatsächlich unseren Koch erwischt. Die unternommenen Wiederbelebungsversuche hatten allerdings keinen Erfolg.

Das war mein erstes Bootsmanöver nach einigen Monaten Fahrzeit als Moses.

Ich hoffe, es gibt erfreulichere Geschichten von anderen Mitgliedern zu berichten. Später schiebe etwas nach.

Es grüßt aus dem Süden
der Exmatrose
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Benno offline
Kapitän/1. Ing
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Herkunft: GERMANY 
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Dabei seit: 11 / 2012
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Betreff: Re: Bootsmanöver  -  Gepostet: 11.03.2022 - 21:18 Uhr  -  
Moin Exmatrose,

der arme Koch, da hat er sich wohl in der Distanz getäuscht. Danke, dass du den Liegeplatz genannt hast. So konnte ich "googeln" und mir ein Bild davon machen.

Gruß Benno
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endrick offline
Kapitän/1. Ing
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Geschlecht: männlich
Herkunft: CANADA  Toronto
Alter: 79
Beiträge: 1859
Dabei seit: 06 / 2009
Private Nachricht
Betreff: Re: Bootsmanöver  -  Gepostet: 12.03.2022 - 19:26 Uhr  -  
Zitat geschrieben von Exmatrose_1
.............................................Das war mein erstes Bootsmanöver nach einigen Monaten Fahrzeit als Moses............................


Moin miteinander:

Interessanter weise war auch auf meiner ersten Reise als Moses so ein richtiges Bootsmanöver angesagt, als unser Koch (auch !!!) im delirium tremens im Roten Meer nachts über Bord ging - er wurde nie gefunden. Da er mir am Abend zuvor noch mit dem Fleischer-Beil nach-gelaufen war, machte dies einen schweren Eindruck auf mich mit meinen 17 Jahren. Aber vom Aussetzen bekam ich nicht viel mit, da wir alle schwer am Suchen am Schiff nach ihm waren. Erinnere mich nur an die dann folgenden großen Kreise welche wir für einige Stunden machten.

Dieser Bericht hat mich dann dazu gebracht über meine weiteren Fahrtzeiten nachzudenken und dann auch meine Briefe nach Zuhause (Ich habe alle im Original) durchzusehen), aber komplett ohne Erfolg.

Entweder hatten mich Bootsmanöver nie interessiert, oder es gab keine auf ''meinen Dampfern'". Ich vermute das Letztere. Am Priwall hatten wir dies noch trainiert und zur Matrosenprüfung bestand ich auch die ''Befähigung zum Rettungsbootsmann'', aber ich kann mich an kein einziges Bootsmanöver sonst erinnern.

Auf Woermann West hatten wir zwar die Barkasse und eventuell zählte man das Aussetzen jener als solches und allgemein auf Reede in Afrika wurde ein Rettungsboot oft ausgesetzt zum Baden gehen etc., aber wurde nie ''offiziell'' so gebrandmarkt. Was der Erste im Schiffstagebuch dann eingetragen hat, wussten wir an Deck natürlich nicht.
An Ausschwenken auf Reede kann ich mich auch dunkel erinnern, aber dies war nur zum labsalben der Drähte etc., und oft zum Rost-stecken und malen unterhalb der Boote.

Auch auf den Seen bei Poseidon war da nicht viel los und auf meinem einzigem Kümo schon gar nicht. Soweit meine Erfahrungen damals.

Gruß

Endrick
Humanus sum, nihil humanum a me alienum puto.
Terence

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Spezi versteckt
Kapitän/1. Ing
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Herkunft: GERMANY  BGL
Alter: 85
Beiträge: 1711
Dabei seit: 03 / 2009
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Betreff: Re: Bootsmanöver  -  Gepostet: 12.03.2022 - 20:06 Uhr  -  
Wir lagen einige Tage auf Seereede vor Ravenna vor Anker, da gab es eine gute Gelegenheit für ein richtig tolles Bootsmanöver.

Ne Pütz Wasser hat mich dann aus meiner "bequemen Lage" rausgeholt.

(Die Reihenfolge gehört umgedreht).
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Servus, Spezi.
Seemannsschule FALKENSTEIN - Jan.- März 1958 - Schiffe: SANTA ELENA - BELGRANO - RICHARD KASELOWSKY - ANKARA - MERSEY ORE - CAP FRIO - SANTA URSULA - FLACHSEE - SÜDERAU - ESSO HAMBURG - REBENA
Dieser Post wurde 1 mal bearbeitet. Letzte Editierung: 12.03.2022 - 20:10 Uhr von Spezi.
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Exmatrose_1 offline
Kapitän/1. Ing
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Beiträge: 516
Dabei seit: 03 / 2019
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Betreff: Bootsmanöver  -  Gepostet: 13.03.2022 - 11:51 Uhr  -  
Moin @ all,

so wie es scheint, wurden die vorgeschriebenen Bootsmanöver zu unser Fahrtzeit etwas stiefmütterlich durchgeführt. Möglicherweise war ein „einfaches/normales“ Bootsmanöver nicht besonders einprägsam, wird hier nicht als erwähnenswert betrachtet oder ist einfach in Vergessenheit geraten.

Auch wenn’s vielleicht langweilt, hier ein Beitrag zu einem ganz normalen Bootsmanöver, durchgeführt im Frühjahr 1962 auf der „Quadrivium“, einem „Bananenjäger“ vom Willi Bruns. Ort der Handlung war der Pazifik vor der Küste von Ecuador. Wir waren wohl etwas früh dran, der Pazifik machte seinem Namen alle Ehre und so kam es zum Bootsmanöver. Nach dem Aussetzen wurden ein paar Runden um das Schiff gedreht damit der Motor auch mal wieder warmgelaufen ist. Erfreulicherweise konnte danach ohne Zwischenfälle das Boot wieder aufgeholt werden.

Wie man sieht, handelte es sich auch hier um ein Boot mit hölzernem Rumpf. Abdeckung mit Holzdeckeln und der obligatorischen Ausrüstung. An pflegerische Maßnahmen, wie z. B. gelegentliche „Wässerung“, damit der Rumpf dicht bleibt, kann ich mich auf keinem Schiff erinnern. Bei den moderneren Booten mit Kunststoff- oder Metallrumpf hat sich das ja erledigt.
Wenn ich mir überlege, wie lange es gedauert hat bis die Abdeckung entfern war, die Davits ausgeschwungen und das Boot klar zum wegfieren war, kann ich nur sagen: Gott sein Dank, dass kein Ernstfall eingetreten ist.

Demnächst gibt es ein Bootsmanöver mit Ausflug.

Grüße aus Baden
Exmatrose

PS. Bildreihenfolge läuft rückwärts - warum auch immer O-)
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Dieser Post wurde 1 mal bearbeitet. Letzte Editierung: 13.03.2022 - 11:52 Uhr von Exmatrose_1.
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fursty offline
Kapitän/1. Ing
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Betreff: Re: Bootsmanöver  -  Gepostet: 13.03.2022 - 12:14 Uhr  -  
Während meiner 9monatigen Moseszeit 1960 auf dem Kümo "Wodan" fand kein einziges Bootsmanöver statt. Das ging auch nicht, denn das Boot hatte ein großes Loch und der Kochsmaat lagerte dort seine Kartoffeln. Auch bei den anderen Rettungsmitteln sah es schlecht aus. Rettungsinseln gab es auch nicht. Die Rettungsringe waren soschwer, dass sie im Notfall untergingen. Die Schwimmwesten stammten noch von den Engländer als das Schiff als Vorpostenschiff eigesetzt war. Also im Notfall hätten wir schlechte Karten gehabt. Aber als 17jähriger habe ich mir keine Gedanken gemacht. Schade, dass es damals noch keine Portstate Control gab.

Gruß fursty
Fremd ist der Fremde nur in der Fremde (Karl Valentin)
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