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Walli Wu



 
Walter Wust offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 02.02.2019 - 13:58 Uhr  -  
Hi @ All

Als ich mich, während die Anderen tanzten, zum Tresen schleichen wollte, neuen Sirup holen,
hatte mich schon ein Mädchen erspäht, ihren Tanzpartner einfach stehen lassen und mich zum Tanzen aufgefordert. Ich wäre fast im Boden versunken, waren doch meine Tanzkenntnisse gleich null und das Mädchen auch noch ganz besonders hübsch. Als sie mein Zögern bemerkte, schnappte sie mich einfach und schon drehten wir uns auf der Tanzfläche, dass mir fast schwindelig wurde. Es wurde ein richtig romantischer Abend und als ich auf die Uhr schaute und erklärte, dass ich jetzt leider an Bord müsse, hakte sie mich unter und wir machten uns zu zweit auf den Weg.
Wer nun meint, ich hätte das Mädchen an Bord geschleppt und nix wie ab in die Koje, der versteht garnichts. Ich war viel zu sehr verliebt und natürlich darauf bedacht, meine neue Freundin nicht zu brüskieren. Ausserdem hatte ich Hemmungen und dann wollte ich auf jeden Fall ein Kavalier sein. Wir knutschten also noch eine ganze Weile an der Pier, bis plötzlich die Stimme des Steuermanns die Romanze abrupt beendete.Ich stellte ihm noch artig meine Freundin vor, bedankte mich nochmal für den wunderschönen Abend und dann mussten wir uns leider trennen.Ich war später noch mehrmals in Mäntylouto, habe aber das hübsche Mädchen niemals wieder gesehen.Montags waren wir dann beladen und nachdem alles seeklar gelascht war und die Deckslast mit Persennige abgedeckt, ging es Richtung Frankreich.Wir hatten schönes Wetter und so fand ich die Seefahrt auch garnicht mehr so übel. In meiner Mittagspause drückte ich mich im Ruderhaus rum, bis der Alte mich fragte, ob ich mal ans Ruder möchte. Na und ob, fast wäre ich geplatzt vor Stolz. Ich wurde also erstmal mit dem Kompass vertraut gemacht, lernte gleich ein paar Ruderkommandos und dann kam die Übergabe. Was bei dem Jungmann so leicht aussah, war plötzlich harte Arbeit. Ich gab viel zu viel Ruder und der Kahn scherte wie wild hin und her. Inzwischen war auch der Steuermann ins Ruderhaus gekommen, weil er das rumgeeire natürlich mitgekriegt hatte. „Da schreibt einer seinen Namen in die Ostsee“ sagte er. Nun ja, nach einer halben Stunde hatte ich den Bogen raus und kam mir vor wie Columbus.Dann war es auch Zeit in die Kombüse zu marschieren, schliesslich war Koffietime. Wir hatten Maxwell Kaffee, der war so grob gemahlen, dass er fast an Lindes erinnerte, auch im Geschmack war da nicht viel Unterschied. Über der Anrichte hing eine Kaffeemühle ausPorzellan, mit einer schön geschwungenen Handkurbel und einem halbrunden Porzellangefäss zum Auffangen des gemahlenen Kaffees, Damit wurde der Maxwell dann nochmals gemahlen, bevor er in den Melittafilter kam und obenauf noch eine Prise Salz, die sollte noch etwas mehr Geschmack aus dem Kaffeemehl kitzeln. Bei rauher See wurde der Kaffee aber einfach in die grosse Blechkanne gefüllt und mit heissem Wasser überbrüht, wobei die Kanne auf dem Herd stehen blieb, bis auch der letzte Tropfen raus war. Dazu gab es Kekse, die der Alte in einer grossen Blechdose in seinem Kabuff aufbewahrte. Er legte immer für jeden 3 Kekse in einen Bastkorb, der für sonst nichts Anderes diente.Früher gab es die Kekse auch nur Donnerstag und Sonntag, aber irgendwann hatte der Alte wohl nachgerechnet, dass 3 Kekse billiger sind als Brot und Aufstrich und somit gab es die Kekse jeden Tag.
Fisch gab es immer frisch direkt vom Kutter. Sobald ein abgeladener Kutter in Sicht kam, ging das Feilschen los. Vor Allem Ostseeheringe hatten es Käpt'n Hagenah angetan, die konnte er am Stück runterschlucken. Wenn er sah, wie ich jede noch so feine Gräte rauspulte, nahm er einen ganzen Hering mit Gräten und Allem Drum und Dran, legte den Kopf in Nacken und liess ihn langsam verschwinden. Ich wollte ihn mal dabei fotografieren, aber das wollte er ohne Gage nicht zulassen.Neben Frischfisch gab es auch immer mal wieder ein ganzes Fässchen Salzheringe oder aber Lebertran. Ich musste jeden Morgen in seinem Beisein ein halbes Wasserglas Lebertran trinken. Das war dem Alten sehr wichtig, zumal ich nach seinen Worten nur ein halber „Flottenfurz“ war.

Fortsetzung folgt
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bublies offline
Kapitän/1. Ing
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 02.02.2019 - 22:49 Uhr  -  
Hej alla, WalliWu
ich glaube viele Kuemos, so wie auch die Hilda Wesch, haben ihren Frischfischbedarf mit Tauschgeschäfften versorgt.
Hälsning Bublies
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endrick offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 03.02.2019 - 03:42 Uhr  -  
Moin Walter, @ll:

Ja, an die guten Mahlzeiten, meist auf Heimreise von Finnland kommend, erinnere ich mich heute noch! Wir besorgten auch immer frischen Fisch vom Kutter. Der Alte hatte schon seine fixen Kontakte and verabredete sich immer per Funk. Dann kurz angehalten, der Kutter kam längsseits und einfach mit der Pütz am Tampen, Zahlung und 'ne Buddel nach unten, und frischen Fisch, sehr oft ganz zarte Scholle (!!) zurück hinauf; dauerte alles keine Zeit und wir waren wieder unterwegs. Zum Abendbrot gab's dann immer gleich ein sehr gutes Essen! Das war ''meine Kümozeit 1964 - die gute M/S Baumwall von H.M.G.

Bin schon gespannt auf Deine nächste Fortsetzung!

Gruß

Endrick
Humanus sum, nihil humanum a me alienum puto.
Terence

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Walter Wust offline
Kapitän/1. Ing
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 03.02.2019 - 12:00 Uhr  -  
Hi @ All

Wir fuhren wieder durch den Nord-Ostsee-Kanal, diesmal von Ost nach West und legten auch wieder bei Hans Staack in Rendsburg an. Diesmal war ich schon ein alter Seebär und durfte auch an Land springen, die Festmacherleinen über die Poller zu haken.
Auch bei der Proviantübernahme, eigentlich nur ein paar Kartons, durfte ich diesmal mit Hand anlegen. Irgendwie war ich ein wenig enttäuscht, dass mich im Laden niemand wiedererkannt hat, aber wahrscheinlich lag es daran, dass ich von einem echten Seemann kaum mehr zu unterscheiden war.Es gab auch Post, denn Staack war eine feste Postadresse, die wir auch immer wieder anliefen. Auch ich bekam zwei Briefe, einen von Oma, in dem sie mir mitteilte, dass ich in meinen jungen Jahren schon mehr von der Welt gesehen hätte, als sie in ihrem ganzen Leben.Das machte mich sehr stolz und ich nahm mir vor, noch viele Ansichtskarten zu schicken, damit Oma auch die Welt kennenlernt Der zweite Brief war von einer Schulfreundin, die davon träumte mich eines Tages in Uniform auszuführen. <irgendwie fand ich das nicht richtig, wo ich mich doch in Mäntylouto so verliebt hatte. Ich beschloss aber, ihr vorläufig nichts darüber zu schreiben.Nach dem Ablegen durfte ich noch eine Stunde Kanalsteuern. Lotsen hatten wir nicht, das machte unser Käpt'n alles selbst. Auch die Deckslast musste nochmals nachgesichert werden, sollte doch in der Nordsee der Wind auffrischen.„Iss noch mal ordentlich was, dass du bis Rouen lebend durchhälst“. Gott sei Dank war es dann aber doch nicht so schlimm.Der Steuermann war der festen Überzeugung, dass Beschäftigung das beste Mittel gegen Seekrankheit ist. Wenn es also etwas kabbelig wurde, wurde ich nach der Backschaft ins Ruderhaus beordert zum Messingputzen. Er hatte da ein Spezialmittel, das er selbst mischte und das, nach seiner Meinung, besser war als Sidol, Kaol und was sonst noch. Es war Möwenschiet mit Scheuersand und etwas Leinöl gemischt, mit einem Leinentuch aufgetragen, antrocknen lassen und dann mit leichtem Druck abreiben. Mit leichtem Druck meinte er natürlich seineneigenen, der mit Armen wie bei Popeye ausgeführt, natürlich keine Mühe machte. Meine dünnen Ärmchen mussten da allerdings etwas mehr leisten.Ausser im Ruderhaus gab es noch in der Kapitänskajüte und beim Steuermann Messing, das ich zu putzen hatte. Diese Logies hatte ich auch zu reinigen, die Kojen zu bauen und vor allem die Duschen sauber zu halten.Die meiste Zeit verbrachte ich aber mit dem Zubereiten von Mahlzeiten, zumal, wenn der alte Kohlenherd nicht richtig ziehen woltte. Dann habe ich aus dem Maschinenraum eine Konservendose mit Gasöl besorgt, mehrere Holz und Kohlestücke damit getränkt, und dann das ganze mit einem Putzlappen voller Gasöl angezündet. Dazu musste immer etwas Schweres auf den Feuerringen stehen, weil diese sonst leicht hochfliegen konnten. Manchmal wollte das Feuer aber trotz aller Tricks nicht so richtig brennen und es rußte und stank in der Kombüse, dass einem die Luft wegblieb. Auch das Wasser zum Kochen, reinigen oder für die Backschaft musste mit einer Handpumpe aus dem Tank hochgepumpt werden. Bei ruhiger See war das alles relativ einfach, aber wenn der Kahn schaukelte, vor Allem wenn er gegen die See stuppte und sich schüttelte wie ein nasser Pudel, hätte man ruhig noch ein paar Arme und Hände mehr haben können.Was es zu essen gab, bestimmte der Alte. Wenn ich die Back fürs Frühstück eindeckte, kam er aus dem Kabuff, meist schon irgendein Gemüse in der Hand, und sagte mir, was ich an diesem Tag zu kochen hatte. Nach dem Frühstück brachte er dann noch ein Stück Fleisch vom „Hasenkasten“. Einmal war ich gerade dabei, das Fleisch für Gulasch in Würfel zu schneiden, Als ich auf ein eigrosses Loch voller Maden stiess. Vor Schreck hätte ich mir fast die halbe Hand amputiert. Der Alte war noch in seiner Kajüte und so bin ich gleich zu ihm, „Käpt’n, ich brauch neues Fleisch“. „Was ist los, warum brauchst du neues Fleisch“?. „Da ist alles voller Würmer“ sagte ich ganz aufgeregt und konnte mir ein Schütteln nicht verkneifen. Der Alte kam mit in die Kombüse, sah die Maden, nahm eine Mug und einen Suppenlöffel und kratzte die Maden, richtig fette, weisse die sich hin und her wanden, in die Mug. „Jetzt wasch das Fleisch noch mal mit heissem Wasser ordentlich ab und mach weiter Gulasch, die Maden kriegt der Steuermann zum Angeln. Dass du mir ja nichts davon erzählst, sonst kannst du den ganzen Gulasch alleine essen“.Beim Mittagessen habe ich kein Wort gesprochen, so dass der Leichtmatrose schon meinte, ich wäre wohl wieder mal seekrank. Er hat sich dann meine Portion Gulasch gleich mit aufgeschöpft und es hat ihm sichtlich gut geschmeckt. Überhaupt haben alle, ausser mir richtig hingelangt und der Steuermann, der übrigens durch den Käpt’n von den Maden wusste, meinte gönnerhaft, meine Kochkünste würden von Mal zu Mal besser.Übrigens hat er mit den Maden einen ganzen Eimer Aalquappen gefangen.Jeder hat mal einen schlechten Tag und ich sollte Erbsensuppe kochen. Wir hatten Schweinepfoten gepökelt, die kamen mit in die Suppe. Als die Suppe schon soweit fertig, schön sämig mit gebräunten Zwiebelstückchen und gebratenen Speckwürfeln vor sich hinkokelte, habe ich dann zum Abschluss, ohne vorher probiert zu haben, nochmals eine ganze Hand voll Salz hineingeworfen. Das war eine Hand voll Salz zuviel. Die Suppe schmeckte wie das tote Meer. Laut Kapitänsbeschluss und damit mir soetwas nicht noch mal passiert, gab es an diesem Tag Rührei satt mit Brot für Alle und für mich Erbsensuppe. Auch abends gab es für mich Erbsensuppe und auch am nächsten Tag, die ganze Woche lang. Die Schweinepfoten kamen kalt zum Abendbrot auf die Back, aber nicht für mich, ich hatte ja Erbsensuppe. Bei jedem Aufwärmen wurde die Suppe immer salziger, aber sie mit Wasser verdünnen, machte ja auch wieder mehr Suppe, es war zum verzweifeln. Ich würde wahrscheinlich Heute noch von der Suppe essen, aber nach einer Woche meinte der Alte, dass ich wohl zukünftig sorgfältiger mit Lebensmitteln umgehen würde und ich durfte den Rest der inzwischen dick gewordenen Pampe über Bord kippen.Es hat eine ganze Weile gebraucht, bis ich wieder mit Freude und Appetit Erbsensuppe essen konnte.

moin WalliWu
Dieser Post wurde 1 mal bearbeitet. Letzte Editierung: 04.02.2019 - 15:59 Uhr von Walter Wust.
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Castlestone offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 03.02.2019 - 15:02 Uhr  -  
Walli Wu.
Da sprudelt die Quelle und das Herz freut sich.
Gruss
Castlestone
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Benno offline
Kapitän/1. Ing
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 03.02.2019 - 17:57 Uhr  -  
Ja, ich freue mich auf die Fortsetzungen.

Gruß, Benno
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