schließen

Loginbox

Trage bitte in die nachfolgenden Felder Deinen Benutzernamen und Kennwort ein, um Dich einzuloggen.


  • Username:
  • Passwort:
  •  
  • Bei jedem Besuch automatisch einloggen.


  •  

Walli Wu



 
Walter Wust offline
Kapitän/1. Ing
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Herkunft: keine Angabe 
Alter: 79
Beiträge: 420
Dabei seit: 01 / 2019
Private Nachricht
Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 17.03.2019 - 12:59 Uhr  -  
Hi Silverback,

der Grund, weshalb ich im Seeleute-Treff nicht mehr ganz so oft erscheine, ist einfach der Umstand, der mit Erscheinen von Forum 35+ erklärt wurde, nämlich, daß Seeleute suchen ein forum für Suchende sein soll. Es erscheinen immer noch weitere Beiträge, die eigentlich in dieses Forum gehören, aber die Menge hat sich schon drastisch reduziert.

moin WalliWu
nach unten nach oben
Spezi versteckt
Kapitän/1. Ing
Avatar
Geschlecht: männlich
Herkunft: GERMANY  BGL
Alter: 85
Beiträge: 1707
Dabei seit: 03 / 2009
Private Nachricht
Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 17.03.2019 - 14:14 Uhr  -  
Zitat

weshalb ich im Seeleute-Treff nicht mehr ganz so oft erscheine, ist einfach der Umstand, ... , nämlich, daß Seeleute suchen ein forum für Suchende sein soll.

Seeleute-Treff und Seeleute suchen sind zwei verschiedene Foren.
Servus, Spezi.
Seemannsschule FALKENSTEIN - Jan.- März 1958 - Schiffe: SANTA ELENA - BELGRANO - RICHARD KASELOWSKY - ANKARA - MERSEY ORE - CAP FRIO - SANTA URSULA - FLACHSEE - SÜDERAU - ESSO HAMBURG - REBENA
nach unten nach oben
endrick offline
Kapitän/1. Ing
Avatar
Geschlecht: männlich
Herkunft: CANADA  Toronto
Alter: 79
Beiträge: 1859
Dabei seit: 06 / 2009
Private Nachricht
Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 17.03.2019 - 21:24 Uhr  -  
Moin:

Stimmt! Die ''Teilung'' an welche WalliWu denkt, war zwischen ''Treff'' und ''Schiff 35''. Das dritte, separate Forum, ''Seeleute suchen ..."' klappt sehr gut für einige Reedereien, ist aber sonst auch sehr ruhig geworden. Die ''Fischerei'' und ''Schule'' Threads darin sind fast alle ohne neu Einträge und manche haben keine mehr seit Jahren, was bei fortschreitendem Alter der Mitglieder nicht verwunderlich ist.
Dazu kommt daß mancher nun schon ''mehr bei FB macht'', was dann im Forum wieder fehlt.

Gruß

Endrick
Humanus sum, nihil humanum a me alienum puto.
Terence

nach unten nach oben
Spezi versteckt
Kapitän/1. Ing
Avatar
Geschlecht: männlich
Herkunft: GERMANY  BGL
Alter: 85
Beiträge: 1707
Dabei seit: 03 / 2009
Private Nachricht
Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 18.03.2019 - 01:18 Uhr  -  
Hallo Endrick,
mein Einwand bezieht sich auf den Widerspruch in der Aussage von Walliwu.
Und du liegst auch nicht richtig.

forum-schiff35 war schon immer eigenständig - getrennt wurden "Seeleute suchen Seeleute" und "Seeleute-Treff".
Servus, Spezi.
Seemannsschule FALKENSTEIN - Jan.- März 1958 - Schiffe: SANTA ELENA - BELGRANO - RICHARD KASELOWSKY - ANKARA - MERSEY ORE - CAP FRIO - SANTA URSULA - FLACHSEE - SÜDERAU - ESSO HAMBURG - REBENA
nach unten nach oben
Walter Wust offline
Kapitän/1. Ing
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Herkunft: keine Angabe 
Alter: 79
Beiträge: 420
Dabei seit: 01 / 2019
Private Nachricht
Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 18.03.2019 - 10:28 Uhr  -  
Hi @ All,

Max hatte die Learina für mich. Er rief erstmal bei Ahrenkiel an, ob die mich überhaupt noch haben wollten, aber es gab keine Bedenken. Außer dem Scheich war ich der einzige Deutsche an Deck, alles andere waren Portugiesen. Die Jungs fuhren aber schon lange genug auf deutschen Schiffen, sprachen ganz gut deutsch und auch seemännisch war nichts auszusetzen. Das Schiff war handlich und sauber, nur das Fahrtgebiet war nicht mein allerliebstes. Mit dem Bootsmann verstand ich mich gleich von Anfang an super gut und als er mein Faible fürs Kabelgatt erfuhr, hatte ich auch sofort meinen Job unter der Back. Trotzdem wollte ich nach zwei Reisen in Sack hauen, habe mich dann aber belatschern lassen, wenigstens noch eine Reise den Scheich zu vertreten. Es wurden dann doch nochmal zwei Reisen, aber danach hatte ich wirklich genug. Der "Erste" gab im Personalbüro an, man möge mich als "Springerscheich" halten, aber ich wollte nicht ständig auf gepackten Koffern sitzen. Erstmal fuhr ich in Urlaub, dorthin wo ich zur Schule gegangen bin und die meiste Zeit meiner Kindheit verbracht habe. Meine "Jugendlieben" waren inzwischen alle verheiratet, hatten Kinder und welche waren auch schon wieder geschieden. Allerdings beruflich hatten die Meisten eine bessere Perspektive als ich. Viele meiner Schulfreunde waren inzwischen Meister oder machten gerade ein Ingenieurstudium, manche sogar auf den zweiten Bildungsweg. Nicht, daß ich nun mit denen tauschen wollte, ein Landleben war für mich immer noch keine Perspektive, was mich wurmte, war die Entwicklung die das Berufsbild des "Seemanns" genommen hat. Ob das was Heutzutage praktiziert wird auf Dauer Bestand haben wird, ist auch noch sehr offen. Dann platzte mein Vater mit seinem Angebot in meinen Wankelmut. Ich könne als Subunternehmer sein Frachtaufkommen übernehmen, gegebenenfalls würde er mir das erforderlich Equipment finanzieren. Hört sich erstmal garnicht schlecht an, aber ohne eigene Konzession ist man auf Gedeih und Verderb an einen einzigen Befrachter gekettet, der einem im Werkverkehr beschäftigt. Dieser Gedanke behagte mir also ganz und gar nicht. Mit dem Hinweis, diesen Vorschlag durchzurechnen, zog ich mich erstmal zurück.Als ich zu mir nach Hause kam, lag eine telefonische Nachricht vor. Max Timm bat um meinen Rückruf und bot mir an, als Bootsmann auf die "Atlanta" einzusteigen. Ich müsste dann nach Dünkirchen, wegen dem Heuerschein brachte ich nicht extra vorbeikommen, es würden mehrere Leute dort anmustern und er gibt einem von denen meinen Heuerschein mit. Das schien mir ein Wink des Schicksals. Bevor ich losfuhr rief ich noch bei meiner Mutter an, nicht zuletzt, weil ich wissen wollte was mit Rosie ist. Zu meiner Verwunderung war meine Mutter sehr kurz angebunden, meinte, wenn ich wirklich Interesse an Rosie hätte, würde ich so schnell wie möglich nach Ebersteinburg kommen und mit ihr reden. Also war Rosie noch in Ebersteinburg und wie ich weiter noch erfuhr, arbeitete sie im "Hirsch". Mein Einwand, ich müsse nach Dünkirchen führte nur zur Bemerkung, ich müsse meine Prioritäten selbst setzen. Rosie wollte angeblich nicht ans Telefon und so beendete ich das Telefongespräch. Im Zug nach Dünkirchen fragte ich mich des öfteren, ob ich wirklich eine feste Beziehung eingehen wolle. Was konnte ich vorweisen und mit was wollte ich eine Familie ernähren. Ich fand, daß es keine gute Idee wäre, nur aus lauter "Honeymoon" eine "Abenteuer-Ehe" einzugehen. Bei Ankunft in Dünkirchen war ich richtig froh, daß ich jetzt erstmal auf andere Gedanken kommen musste. Ich fuhr mit dem Taxi an Bord und war auch der erste von den Neuen. Mit meinem Seefahrtbuch schaute ich beim "Ersten" rein, der erstmal schief guckte, weil ich ohne Heuerschein ankam. Meine Kammer war noch nicht frei, trotzdem schaute ich schon mal rein. Mein Vorgänger schien froh, endlich jemanden zu haben, dem er sein ganzes Leid klagen konnte.Er wäre ja noch gerne ein paar Monate länger geblieben, aber das Fahren war die letzte Zeit so schlecht, das machte einfach keinen Spaß mehr. Die Ausrüstung würde vom Alten auf das Allernötigste zusammengestrichen und selbst die Verpflegung wäre unter aller Sau. Der "Erste" würde ständig Überstunden streichen und auch überall auf der Lauer liegen.Er könne sich schon vorstellen, daß er extra so einen jungen Scheich angefordert hat, mit dem kann man ganz anders umspringen. Bei seinem Klaglied lutschte er so nebenbei eine ganze Flasche Scharlachberg und es schien ihm garnichts auszumachen. Zwischendurch kam der "Zweite" mal reinschauen und ermahnte den Bootsmann, sich nicht vollzusaufen, schließlich würde die Kammer gebraucht. Mit dickem Kopf schaffte er es dann doch noch, sich zu duschen und saubere Plünnen anzuziehen. Wenig später fuhr er mit einem weiteren "Ehemaligen" mit einem Taxi Richtung Bahnhof. Ich gebe ja grundsätzlich nichts auf solche "Einführungsgespräche" und bilde mir meine Meinung lieber selbst, allerdings hatte ich trotz der drei Worte, die ich ja nur mit dem "Ersten" gesprochen hatte, kein gutes Gefühl. Nachdem die Kammer frei war, packte ich mein Zeug aus, duschte und packte mich in die Koje. Die Fahrt war anstrengend genug und ich war auch schnell eingeschlafen.Am nächsten Morgen halb sechs weckte mich die Nachtwache zum Lukenaufziehen. Die "Atlanta" war ein modernes Schiff und solche Arbeiten waren Spielerei. Zum Frühstück saß ich ziemlich einsam in der Messe, nur der Storky und zwei Schmierer waren noch da. Ich machte erstmal meinen Rundgang, sehen ob irgendwas vernachlässigt wurde und war gerade im Kabelgatt, als ich Bescheid bekam, ich solle mich "Alten" melden. Ein Teil der neuen Deckscrew war angekommen und unter ihnen ein Bootsmann. Dieser hatte auch meinen Heuerschein mit und auf dem stand auch Bootsmann. Der "Alte" meinte, ein Bootsmann wäre genug für sein Schiff und wir sollten uns einigen, wer von uns diesen Job machen will. Mir war das nicht so wichtig, aber die Heuer wollte ich schon haben. Da der Fehler ja ganz offensichtlich bei der Reederei lag, gab mir der "Alte" recht und ich fuhr als Matrose mit Bootsmannsheuer. Wie gut ich beraten war, zeigte sich noch am selben Tag. Der neue Scheich musste zum "Ersten" und bekam dort eine Liste mit den Arbeiten, die gemacht werden mussten und auch, wer was zu machen hatte. Auch für den Scheich hatte er noch ein paar Arbeiten aufgeführt. Jetzt wusste ich, wie der Hase läuft und eine leichte Schadenfreude konnte ich leider nicht verbergen. Von Dünkirchen gings erst nach London und dann nach Liverpool. Wir sollten Große Seen - Karibik in Charter für einen Kanadier fahren und da freute es mich gleich nochmal, daß ich den Deal als Matrose eingegangen bin. Ich sah den armen Scheich richtig vor mir, wie er in Kingston unterbesetzt löschklar machen musste und das mit diesem "Ersten" im Nacken. Aber erstmal ging es nach Montreal. Nachdem wir gelöscht hatten, sollten zusätzliche Zwischendecks eingebaut werden. Die Konstruktionsteile waren in den jeweiligen Zwischendecks gebunkert und die Pläne dazu hatte der "Erste". Nachdem wir die Teile alle parat liegen hatten, stellte sich sehr schnell heraus, daß nichts mit den Plänen so passte. Auch die Experten vom Fettkeller hatten keinen Durchblick und so waren jetzt die Bastler und Tüftler gefragt. Der zweite Ing. und der Storekeeper erwiesen sich als echte Pragmatiker und mit Hilfe des Plans, dem vorhandenen Material und viel Messarbeit, erstellten sie einen neuen Montageplan und kennzeichneten die Teile auch gleich entsprechend. Nachdem wieder einigermaßen Durchblick herrschte, übernahm auch der "Erste" wieder das Kommando und als der Scheich mal einen Einwand wagte, fehlte nicht viel und er hätte ihn zur Backschaft abkommandiert.Nachdem das mit den zusätzlichen Zwischendecks entgültig geklärt war, was ohne die Hilfe der "Kellerkinder" bestimmt unendlich länger gedauert hätte, wenn überhaupt einer von den "Decksbauern" auf diese Lösung gekommen wäre, lief der Decksbetrieb wieder wie gehabt. Morgens um halb sechs trabte der Scheich auf die Brücke, machte sein Kotau und bekam vom "Ersten" die Liste mit den vorgesehenen Arbeiten. Hier war alles minutiös geplant und auch der Scheich selbst wurde nicht vergessen. So war z.B. einmal der Hinweis für den Scheich, daß er auf dem Weg zum Kabelgatt die Arbeit der beiden Matrosen, natürlich namentlich erwähnt, die auf dem Deckshaus Leitblöcke überholten, kontrollieren solle. So sehr der "Erste" auf die Nerven gehen konnte, der Trip war einsame Spitze. Leider gab es sehr viele Reedehäfen und oft genug nur sehr kurze Liegezeit, aber Jamaika, Haiti, Trinidad und zig kleinere Inseln ließen manches Ungemach schnell vergessen. Irgendwann eskalierte es mit dem "Ersten" und dem Bootsmann und Letzterer wandte sich in seinem "Elend" an den Kapitän. Der meinte nur, dies sei kein Kindergarten und wenn er seinen Job nicht machen könne, dann soll er gefälligst abmustern und ihm nicht die Ohren volljammern. Dann sind noch zwei gute Decksleute achterausgesegelt und der Steward holte sich in Port au Prince die Syphilis. In Aruba kamen neue Leute als Ersatz, ein Matrose der mit dem "Ersten" schon früher mal zusammengefahren war und wohl gesackt wurde. Jetzt hatte der Scheich etwas mehr Ruhe, hatte der "Erste" doch jetzt ein neues Opfer.Das fand auch gleich in den Arbeitszetteln Berücksichtigung. Normalerweise waren die Zettel alphabetisch geordnet. Der Bootsmann stand ganz unten, außer der Reihe, weil er für dessen Einteilung den meisten Platz brauchte. Ich stand vorm Bootsmann, mit W im Namen. Nun stand der "Neue" nach mir, scheinbar weil der "Erste" etwas länger brauchte, extra schikanöse Arbeiten auszuknobeln. Erst dachte der "Neue", der Scheich hätte ihn auf dem Kieker, aber bald kam auch er dahinter, wie hier der Hase läuft. Dann kam etwas, das musste dem Scheich wie Gottes ausgleichende Gerechtigkeit vorkommen. Es gab nur ganz wenige Häfen, wo der "Erste" an Land ging, meistens in Begleitung vom "Chief". In Kingston machte er mal eine Ausnahme, warum auch immer und da passierte es. Morgens brachte die Polizei einen übel zugerichteten "Ersten" an Bord. Obwohl man ihn schon im Krankenhaus zusammengeflickt hatte, sah er immer noch aus, als hätte er einem Rudel Wölfe das Fressen streitig machen wollen. Die Klamotten total zerrissen, Portemonnaie und Uhr geklaut und auch die Schuhe waren weg. Die Uhr war eine Omega Seamaster, ein Geschenk von seiner Frau zum Hochzeitstag und das war für ihn ganz besonders bitter. Seit diesem Tag hatte der "Erste" einen großen Teil seines forschen Auftretens verloren. Das heißt nicht, daß der Scheich nun regulär seiner Arbeit nachgehen konnte, dazu hätte es wohl täglich dieser Kingston-Erfahrung bedurft. Der Bootsmann bekam also nach wie vor seine "Spickzettel" und der Neue seine "Sonderrationen". Leider hörte diese Idylle auf, als die Großen Seen zufroren. Wir fuhren da nämlich nach Hamburg. Wahrscheinlich wollte der "Erste" wohl ganz sicher gehen, daß der "Neue" in Hamburg auch wirklich in Sack haut, wie er es bei jeder Gelegenheit lautstark wissen ließ, jedenfalls hatte der Scheich ihn immer mit Einsatz Rostmaschine auf seinem Zettel. Wir hatten vier flexible Wellen im Kabelgatt und am zweiten Tag waren alle zu Schrott gefahren. Der "Erste" hielt das als mutwillige Sachbeschädigung im Tagebuch fest, aber wirklich beweisen konnte er nichts.Die komplette Deckscrew hatte für Hamburg gekündigt. Im englischen Kanal ließ mich der "Alte" in seinen Salon kommen, ob ich die Kündigung nicht zurücknehmen wolle. Ich würde ja eh schon die Heuer bekommen, aber er würde mich als Bootsmann behalten wollen. Aber mit diesem "Ersten" wollte ich mich lieber garnicht erst anlegen. Zumal es hieß, die "Atlanta" solle im Pazifik eingesetzt werden und eventuell ausgeflaggt werden. Für solche Abenteuer waren mir meine Nerven zu schade. Ob das dann alles so passierte, weiß ich leider nicht, ich habe das Kapitel einfach abgeschlossen. Auf der Heuerstelle war tote Hose und so hinterließ ich Max meine Telefonnummer und fuhr nach Hause. Es war zwar Spätherbst, aber trotzdem holte ich mein Motorrad aus dem Schuppen und machte es wieder flott. Ohne festes Ziel fuhr ich einfach ins Blaue. Unterwegs kam mir der Gedanke, nach Ebersteinburg zu fahren und mal schauen, was mit Rosie ist, aber dann entschloss ich mich die Familie ganz außen vor zu lassen. Ich kurvte in Bayern rum und in der Nähe vom Tegernsee kam ich in eine kleine Ortschaft, "Müller am Baum". Der Name machte mich neugierig und in einer "Seitenstraße" stand ein Schild, Zimmer frei. Ich nistete mich dort ein und fühlte mich gleich pudelwohl. Um diese Zeit war ich der einzige Gast, die Sommersaison war vorbei und bis zum ersten Schnee dauerte es noch ein paar Wochen. Ich gab Max meine neue Telefonnummer und sagte gleich, nur als Bootsmann und nur was "Vernünftiges". Dann folgten ein paar schöne Wochen, in denen ich jeden Tag mit dem Motorrad eine Spritztour unternahm. Meine Vermieterin verwöhnte mich schon zum Frühstück mit frischem Kuchen und wenn ich gerade anwesend war, lud sie mich auch zum Mittagessen ein.

moin WalliWu
Der an diesem Beitrag angefügte Anhang ist entweder nur im eingeloggten Zustand sichtbar oder die Berechtigung Deiner Benutzergruppe ist nicht ausreichend.
Dieser Post wurde 2 mal bearbeitet. Letzte Editierung: 18.03.2019 - 14:09 Uhr von Walter Wust.
nach unten nach oben
Walter Wust offline
Kapitän/1. Ing
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Herkunft: keine Angabe 
Alter: 79
Beiträge: 420
Dabei seit: 01 / 2019
Private Nachricht
Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 19.03.2019 - 10:43 Uhr  -  
Hi @ All,

Natürlich hatte es sich herumgesprochen, daß ein "richtiger" Seemann dort Urlaub machte und so hatte ich eines Sonntagabends die Bitte meiner Wirtin, zum Abendbrot zu bleiben und ein paar Seemanns-Geschichten zu erzählen. Sie hatte die Wohnstube voll, die meisten Leute waren aus ihrer Verwandtschaft, und nachdem wir gegessen hatten, schauten mich alle erwartungsvoll an. Also, ich habe sie nicht enttäuscht. Es war in etwa das Repertoire, das ich vom Stammtisch im "Hirschen" in petto hatte und es war schon nach Mitternacht, als ich mich dann in mein Zimmer zurückzog.Zwischendurch rief ich mal bei Muttern an und erfuhr, daß Rosie sich inzwischen für einen Anderen entschieden hatte. Er war Croupier bei der Spielbank Baden-Baden und ganz vernarrt in Rosie. Meine Mutter war irgendwie enttäuscht, daß ich mich nicht mehr um Rosie gekümmert hatte. Sie meinte, wenn ich jetzt auftauchen würde, könne ich vielleicht noch das Ruder herumreissen. Mütter, irgendwie wollen sie alle mit beim "Nestbau" integriert sein. Sie war sehr enttäuscht, als ich sie bat, Rosie Alles Gute zu wünschen. Ein paar Tage später kam der Anruf von Max Timm. Ich könne als Bootsmann auf der "Simon von Utrecht" einsteigen. In einer Woche ist sie in Hamburg. Ich hatte jetzt lange genug "herumgehangen" und war froh, wieder ein Ziel vor Augen zu haben. Meine Zimmerwirtin hätte mich gerne noch etwas länger verwöhnt. Solche Gäste waren ihr die liebsten, die nichts zu meckern hatten und fast nur zum Schlafen das Zimmer brauchten. Zum Abschied gab es noch eine deftige Leberknödelsuppe und dann gings ab Richtung Norden. Erstmal musste ich noch meine Maschine einmotten und abmelden, dann gings mit der Bahn nach Hamburg. Lotti empfing mich mit einer Mischung aus Mitleid und Freude, Mitleid wegen Rosie, die sie mir nur zu gerne verkuppelt hätte und Freude, daß sie mich so gesund und munter wieder sah. Gleich zu Anfang bat ich sie, das Thema Rosie nicht zu dramatisieren, schließlich war es Rosie zu gönnen, Jemanden gefunden zu haben bei dem sie gut aufgehoben ist. Lotti meinte, die "Simon von Utrecht" wäre ein Seelenverkäufer, sie hätte von diesem Schiff schon sehr viel Schlechtes gehört. Normalerweise war es nicht Lottis Art, solche Bewertungen und Kommentare abzugeben und als ich das so zu ihr sagte, meinte sie, sie wolle nicht noch weiteres Unheil auf meinen Schultern abladen. Die gute alte Seele machte sich wirklich Sorgen und hätte mich am Liebsten nicht fahren lassen. Als ich dann den alten Zossen an der Kai liegen sah, dachte ich kurz, ob Lotti vielleicht doch Recht hat? Aber Bange machen gilt nicht und so ging ich mit angehobenem Gepäck über die Schietbrooken kletternd in Richtung Achterdeck.Ich stellte meine Koffer erstmal nur in der Kammer ab und ging dann zum "Ersten". Dieser saß mit einigen Leuten im Salon und hatte ganz offensichtlich Stress. In dieser Situation wollte ich nicht stören, aber er hatte mich gesehen und rief, ob ich zu ihm wolle. Also stellte ich mich vor und entschuldigte mich, zu so ungelegener Zeit zu kommen. "Hör too, Bozen, jemand vont Schipp kümmt nie ungelegen, anners als welche von Land". Ich gab ihm mein Seefahrtbuch und den Heuerschein und er meinte, ich soll es mir schon mal bequem einrichten, er würde später mal achtern vorbeischaun. Ich war erleichtert, nicht so einen knochentrockenen Paragraphenhengst, sondern einen echten Hamburger Jung als "Ersten" zu haben. Hoffentlich war das nicht nur die Hafenvertretung. Zurück in der Mannschaftsmesse stellte ich mich erstmal vor. Vier Matrosen waren Spanier, dann waren noch ein deutscher Decksmann, zwei deutsche Leichtmatrosen, ein Jungmann und ein Moses aus Österreich. Der Zimmermann war ein echter Bazi, der aussah als spiele er in Oberammergau mit. Er hatte einen echt grauslichen Bart, auf den er aber richtig stolz war. Die Spanier kamen aus der Fischerei und waren schon eine Reise an Bord. In der Messe saßen außerdem noch der Storekeeper, ein Schmierer und zwei Reiniger, alles Ostfriesen, die sich in einer total fremden Sprache unterhielten. So ein Platt hatte ich vorher noch nie gehört, obwohl ich bei Schulte & Bruns auch schon mit Ostfriesen gefahren bin. Gott sei Dank sprachen sie dieses Kauderwelsch nur unter sich, ansonsten verstanden sie auch noch ein paar Brocken deutsch. Der Storekeeper trank mit Vorliebe Tee mit Rum, selbst bei Temperaturen über 30 Grad.

moin WalliWu
Der an diesem Beitrag angefügte Anhang ist entweder nur im eingeloggten Zustand sichtbar oder die Berechtigung Deiner Benutzergruppe ist nicht ausreichend.
Dieser Post wurde 1 mal bearbeitet. Letzte Editierung: 19.03.2019 - 10:47 Uhr von Walter Wust.
nach unten nach oben
 


Registrierte in diesem Topic
Aktuell kein registrierter in diesem Bereich


Cookies von diesem Forum entfernen  •  FAQ / Hilfe  •  Teamseite  •  Impressum   |  Aktuelle Ortszeit: 24.04.2024 - 01:33