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Walli Wu



 
Walter Wust offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 17.02.2019 - 13:24 Uhr  -  
Hi @ All

Es wurde beschlossen jeweils an den Sonntagen – Seemannssonntag undKalendersonntag _Einen Filmabend einzulegen. Es wurde eine Liste der vorhandenen Filme erstellt und in den Messen ausgelegt. Jeder durfte auf der Liste seinen Favoriten ankreuzen und der Film mit den meisten Kreuzen wurde aufgeführt und aus der Liste gestrichen.Gleich am ersten Reedetag wurden vier Mann aufs Bootsdeck eingeteilt und jetzt kam eine Arbeit, die war etwas für Puzzle-Fans. Alle Holzdielen wurden hochgenommen, rückseitig markiert und aufs Hauptdeck geschafft. Dort bekam der Zimmermann noch zwei Junggrade als Hilfe und die haben das Holz geschliffen und geölt. Die vier Anderen durften den Unterbau bearbeiten. War eine Seite fertig, wurde das Deck neu verlegt, gedübelt, kalfatert und mit Marineglue vergossen. War das Marineglue ausgehärtet wurde es mit einer Ziehklinge abgezogen, das ganze Deck nochmals nachgeschiffen und geölt.So ging es vom Bootsdeck über die Nocken zum Peildeck. Gut, daß man das abgekratzte Marineglue wieder neu kochen und vergießen konnte, sonst hätte das Zeug nicht gereicht.Allerdings ging diese Arbeit über mehrere Wochen ganz schön in die Knie und ins KreuzAuch in der Maschine wurde Alles von oben nach unten und wieder zurück gekehrt. Egon hätte seine helle Freude an unserem Treiben gehabt, vor Allem, so ganz ohne Überstunden.Die Filme wurden in der Offiziers-Messe gezeigt, sehr zum Leidwesen des Messestewards,der dann im Nachhinein wieder Alles zurechtrücken musste. Zu seinem Glück hatte der „Alte“ verfügt, daß nach dem Filmvorführen die Messe wieder zu räumen ist, sonst wäre wohl nach dem Film noch eine Party gestartet. Das Auf- und Abbauen des Projektors, der Filmspulen und der Leinwand haben der Blitz und der Funker freiwillig übernommen. Filmrollen mussten ja jedesmal wieder zurückgespult werden. Im Großen und Ganzen waren schöne Filme dabei.Das Wetter war im Vergleich zum ersten Törn wesentlich schlechter. Zwei Mann waren auf Stand by, um bei Regen sofort die Luken dicht zu ziehen. Landgang war immer noch verboten und auch mit dem Boot durften wir das Schiff nicht verlassen. Zu allem Unglück bekam ich eine Zahnwurzelvereiterung. Ich hatte eine dicke Backe und höllische Schmerzen. Über den „Dolmetscher“ erreichte der Kapitän, daß ich an Land zu einem Zahnarzt durfte. Hierzu musste ich erstmal 50 US-Dollar in Lek umtauschen. Dann durfte ich in Begleitung eines Wachmanns an Land. Die Zahnarztpraxis hatte so was wie in Wild-West Filmen. Es stand nur ein einfacher Holzstuhl im Raum, ein Tisch mit museumsreifen Instrumenten und ein Gerät, das sehr an ein Spinnrad erinnerte. Ich bekam ein Laken um den Hals gewickelt und musste mit irgendeiner Flüssigkeit den Mund spülen, die sehr scharf schmeckte und einem Alles zusammenzog. Dann hielt mich mein Begleiter an den Schulter fest, während der Zahnarzt das „Spinnrad“ in Position brachte. Das ganze war ein Gestell mit mehreren Gelenken an dessen äußeren Ende ein Bohrer saß und das mit Lederriemen angetrieben wurde. Der Antrieb wurde durch den Fuß des Zahnarztes über ein Pedal erzeugt das über einen Pleuel auf das Schwungrad, mehrere Lenkrollen letztlich den Bohrer bewegte. Allerdings war die Umdrehung so gering, die Hitze im Mund wegen fehlender Wasserspülung so gewaltig, daß ich das Gefühl hatte, eine Rostmaschine und ein Schneidbrenner kümmern sich gleichzeitig um meinen Zahn. Der ganze Kopf schien zu explodieren und mein Begleiter war wohl nebenbei auch als Schraubstock tätig, zumindest hielt er mich so fest. Als ich mich schon damit abgefunden hatte, daß dies wohl mein Ende war, hörte plötzlich die Quälerei auf. Ich bekam wieder reichlich Flüssigkeit zum Mundspülen, wobei ich danach Alles in einen Eimer spuckte. Nach mehreren Spülungen befand der Zahnarzt, daß es jetzt genug sei und mein Begleiter entließ mich aus seinem „Schraubstock“. Zusätzlich zu den Leks, gegen die ich die Dollars tauschen musste hatte mir der Zweite auch noch zwei „Tripper-Spritzen“ mitgegeben.Damit konnte ich den Dr. Eisenbarth bezahlen. Seit dieser Prozedur hatte jeder danach folgende Zahnarztbesuch etwas legeres. Doch zur Ehre des Zahnarztes muss gesagt werden, die Schwellung ging zurück und die Schmerzen waren weg.Ein paar Tage später ging es, genau wie beim Trip vorher, wieder nach Durres. Wieder kam ein ganzes "„Abstauber-Bataillon"“ an Bord und wieder hatte der Steward „Al-Quaida-Identisches-Gedankengut“, als er mit freundlicher Miene zwischen Salon und Pantry hin und her lavierte. Die Erinnerung an die „Ehrengäste“ hielt diesmal auch etwas länger, da wegen Schlagregens die Salonfenster Vorkante Brücke dicht bleiben mussten.Alles Schöne geht einmal zu Ende und auch das Getreide war einmal gelöscht. Also ging es im Ballast raus auf See, ohne festen Bestimmungshafen, einfach Richtung Westen.Endlich, nach zwei Tagen kam ein Telegramm mit Order für Antwerpen. Jetzt gingen die tollsten Spekulationen los. Auf jeden Fall ging es nicht noch einmal nach Sete und so gesehen konnte es nur noch besser werden. Die Holzdecks waren auch rechtzeitig fertig geworden und unsere Catharina sah aus wie ein Teenager. Am Cap Finisterre vorbei hiess es dann, der Chinese hätte das Schiff gechartert und es soll zwischen China und USA eingesetzt werden.Das war ganz und gar nicht mein Traumtrip und so habe ich in Antwerpen in Sack gehauen.Ausser den Lamettaträgern sind fast Alle abgemustert, wie ich gehört habe, wurden später bis auf die Schiffsleitung Alle gegen Bimbos ausgetauscht.Ich fuhr also erstmal nach Hamburg, nistete mich im weissen Schloss am Meer ein und ließ Max wissen, daß ich außer für Albanien und Rotchina, für Alles zugänglich sei. Aber erst malließ ich auf dem Kiez so richtig die Sau raus. Das gehörte einfach zur Imagepflege.Jedesmal wenn ich bei Max reinschaute, meinte er, ich solle erstmal wieder nüchtern werden.Gleich am Eingang zum Seemannsheim war eine Kneipe, man konnte dort auch essen, deftig und viel und zu zivilen Preisen. Lotti, eine schon etwas ältere Ex-Schönheit, hatte Ihre Fürsorge für Seeleute entdeckt und fand es schlimm, wie ich mit mir und meiner Gesundheit umging. Als ich nach einer Zechtour mal wieder total kaputt am Tresen stand und beide Hände brauchte, um eine Mug Kaffe zu trinken, nahm sie mich beiseite und redete mir ins Gewissen. Sie hatte am Tag vorher mit einer Polaroid-Camera ein Bild von mir geknipst, wie ich im Vollrausch Richtung Pförtner torkelte, dies hielt sie mir nun vor und fragte, ob ich das gut fände. Natürlich fand ich das fürchterlich, so wie meinen ganzen momentanen Zustand und ich beschloss ad hoc, das muss sofort anders werden.Mit zwei großen Flaschen Mineralwasser bewaffnet schlich ich in mein Zimmer, und schlief fast 24 Stunden lang meinen Rausch aus.Die Duschen im weissen Schloss waren im Flur und man musste für warmes Wasser Geld in einen Automaten werfen. Ich nahm mein ganzes Silber und setzte mich auf einem Hocker unter die Dusche, wobei ich zwischendurch den Wasserhahn mal nur kalt oder nur heiss drehte. Diese Rosskur zeigte Wirkung und ich fühlte mich langsam wieder wie ein Mensch.So zog ich mein letztes sauberes Päckchen an und ging die zwei Etagen runter in die Kneipe.Lotti war angenehm überrascht, man sah ihr an, daß sie sich freute, mich so zu sehen. Ich bestellte einen strammen Max und eine große Kanne extra starken Kaffee und setzte mich diesmal nicht an den Tresen, sonder ganz in die Ecke an einen Tisch. Das Frühstück tat meinem Magen richtig gut und so bestellte ich gleich nochmal solch eine Portion. So gestärkt ging ich dann um die Ecke zu Max und klopfte an die Klappe.Auch Max schien sich zu freuen und fragte, ob ich wieder in der normalen Welt angekommen sei, er hätte da nämlich einen feinen Pott für mich.Max hatte die Adrian von Ernst Komrowski, einen alten „Schlurren“ im Vergleich zur Catharina Oldendorff, aber wie sich später herausstellte, eine Super-Crew.Als ich die Gangway hochkam, bekam ich erstmal einen Schreck. Alles lag voll Stauholz, Pontondeckel und Persennige, daß man schon klettern musste um nach Achtern zu kommen.Der Bootsmann stand achterkante Mittschiffsaufbauten und half mir, meine Koffer nach Achtern schleppen. Ich konnte mich gleich umziehen, die Adrian war in Charter für Delmas gefahren und hatte neben Kupfer und Baumwolle auch Kaffee und Kakao geladen. Da so ein richtiges Hamburger Sudelwetter war, brauchte er dringend Leute an Deck für die Regensegelzu setzen. Später kam auch noch eine Barkasse mit Store und Proviant. Um genug Platz für den Proviant zu haben, mussten wir erst mal bei Luke vier ein paar Pontons andecken. Dann wurde mit Netzbroken der Proviant an Deck geholt. Auch den Store für die Maschine nahmen wir Luke vier an Deck, für den Deckstore musste die Barkasse nach Luke eins verholen. Nach der Menge zu urteilen, von dem was gebunkert wurde, sollte die Reise wohl etwas länger dauern. Nach dem Abendbrot kam ich erst dazu, mein Seefahrtsbuch beim Ersten abzugeben.Dieser nahm wohlwollend zur Kenntnis, daß ich gleich einsatzfähig war und auch mit dem Equipment keine Probleme hatte. Scheinbar hatte er sich schon vorher mit dem Bootsmann unterhalten und dieser muß wohl zufrieden gewesen sein. Auch daß ich auf Stand by an Bord blieb, fand Anerkennung. Ich hatte allerdings ganz andere Motive, an Bord zu bleiben, hatte ich doch vom Kiez die Nase gestrichen voll.Beim verstauen das Deckstores fragte mich der „Scheich“, ob ich Lust hätte, das Kabelgatt zu machen. Momentan wüsste er noch nicht, wie die neue Charter aussieht, aber sicher werden wir bei Stückgut bleiben und mir traue er den Job zu.In der Messe gab der Bootsmann seinen Entschluß bekannt und obwohl ich unter den Matrosen der Jüngste war, gab es keine Einwände.Am nächsten Tag waren drei Luken gelöscht und wir teilten uns das Reinigen mit der Schietgang. Danach wurde gleich Sackgut geladen, Düngemittel von BASF und Fässer, über deren Inhalt ich leider nichts weiß.Es ging dann noch nach Rotterdam und Antwerpen und inzwischen erfuhren wir auch den neuen Charterer, es war ZIM Navigation.Der Bootsmann kam zum Teatime in die Messe, hatte eine Fotografie in der Hand mit der Schornsteinmarke von ZIM und fragte mich, wie wir die wohl am Besten übertragen könnten.Ich sagte ihm zu, daß ich mich um die „ZIMtsterne“ kümmere und machte schon mal dieStellagen für den Schornstein fertig.Während nun zwei Mann den Schornstein mit weissgrundierten, suchte ich mit dem Kochsmaaten im Proviantraum nach festen Kartons. Nachdem wir fündig wurden, schnappte ich meine „Beute“ und verzog mich in meine Kammer. Ich setzte zwei gleichschenkelige Dreiecke über Kopf aufeinender und achtete darauf, daß die Spitzen im gleichen Abstand waren. Das schnitt ich dann aus und fertig war der „ZIMtstern“ es war auch noch genug Rand übrig, sodaß man mit der Rolle drübergehen konnte. Das war mal eine leichte Arbeit, die allseits Anerkennung fand.Erster Löschhafen war Ashdod. Die große „Attraktion“ dort war ein zur Bar ausgebauter Container mit warmen Getränken und kalten Weibern. Die Preiseliste hatte man wohl in Las Vegas drucken lassen und so hatte ich nach dem „Genuss“ von einem lauwarmen „Amstel-Bräu“ auch schon meinen Bedarf an Landgang gedeckt.Das „Bordell“ stand hinter dem Container und war ein ausrangieter Wohnwagen. Ich ersparte mir das „Vergnügen“, eine der Barschönheiten dorthin auszuführen, aber notleiden mussten sie dank meiner Enthaltsamkeit keineswegs.In Haifa nahmen wir nach dem Löschen gleich Ladung für Ostküste USA. Was wir außer Konserven sonst noch alles geladen haben, größtenteils in Containern, hat mich damals nicht so interessiert.Erster Ostküstehafen war Wilmington, dann gings nach Baltimore und anschießend nach Norfolk, Kohle laden.Bevor wir Norfolk anliefen, mussten wir erst mal zwei Tage in der Chesapeak-Bay auf Reede.Das ganze Stauholz musste in Hieven gepackt und in den Zwischendecks verstaut werden. Wegen der Union durfte die Besatzung diese Arbeit nicht selbst machen, wenn das Schiff an der Pier festgemacht hat. Das Räumefegen wurde dann wieder von einer Landgang übernommen, wohl, um mit der Gewerkschaft keinen Ärger zu bekommen.Was mir in allen drei Häfen auffiel, war die riesige Rattenpopulation. Ich habe noch nie so viele Ratten gesehen wie in diesen Häfen. Trotz der Rattenbleche marschierten diese Biester auch an Deck rum und ließen sich kaum verscheuchen.Die Kohle ging nach Haifa. Dann wieder Ladung für die Ostküste USA, diesmal Philadelphia.Ladung bekamen wir in St. Johns, Asbest in Ballen gepresst, wieder für Ashdod und Haifa.Asbest ist so ‚ne richtige Schei....Ladung. Der Staub setzt sich aber auch überall hin und ist, wenn er naß wird, so eine richtig zähe Pampe. Schon beim Laden hatten wir so’n richtig schön versautes Neufundlandwetter und man musste beim Laufen an Deck aufpassen, daß man nicht auf die Nase flog. Auf Rückreise haben wir eine ganze Woche gebraucht, bis wir den Dreck weggewaschen hatten. Danach war die ZIM-Charter auch zu Ende und wir gingen wieder in Charter für Delmas. Nachdem wir in Livorno, Genua und Marseille geladen hatten, ging es ab nach Matadi. Jetzt konnte man endlich mal das Tropenpäcken aus dem Spind holen. Ich war zwar schon mehrmals über den Äquator gefahren, aber nie wurde eine Taufe abgehalten. Das sollte sich jetzt ändern. Aus der Vermessungsluke wurden alle möglichen Balken hervorgezaubert, eine Persennige wurde aus dem Kabelgatt geholt und der Zimmermann hatte mit zwei Junggraden alle Hände voll zu tun, bis er neben Luke 4 so etwas wie ein Planschbecken hingezwängt hatte. Vom Fettkeller gab es Wasser an Deck und schon nach kurzer Zeit war das Becken geflutet. Bis zum Äquator war das erstmal eine willkommene Abwechslung für die Freiwachen und auch „Kolonne Fress“ und das „Feudelgeschwader“ planschten in der Freizeit schon mal im Seewasser. Einen Tag vor dem Äqator musste jeder, wollte er nicht getauft werden, seinen Taufschein vorlegen. Ausreden, wie, den haben sie mir geklaut oder den hab‘ ich im Puff als Zahlungsmittel eingesetzt, wurden nicht akzeptiert. So ergab es sich, daß elf Täuflinge darauf warteten, vom Schmutz der nördlichen Halbkugel gereinigt zu werden, um Neptuns Reich südlich des Äquators befahren zu dürfen. Der Chiefsteward versicherte, daß genug Bier und Schnaps vorhanden war, um die Taufqualen auf ein gerade noch zu ertragendes Maß an Höllenpein zu erkaufen
Dann kam der Tag der „Läuterung“. Alle elf Aspiranten wurden noch vor dem Frühstück im Deckshaus eingesperrt. Es war stockdunkel, das Bullauge war mit schwarzer Farbe zugemalt.
Für die Notdurft hatte der Fettkeller ein 50 Liter Fass gespendet, ansonsten waren alle weiteren Annehmlichkeiten gestrichen. Es gab keine Sitzgelegenheiten, nur das blanke Deck und das war mit dreckigem Schmieröl eingesaut. Es gab auch nichts zu trinken und nach kurzer Zeit stand da ein heisser, stickiger Mief in der Foxel, daß einem die Luft wegblieb. Die Adrian rollte leicht in der Dünung und auf dem ölverschmierten Deck sorgte das jedesmal für Samba, Rumba und Hoolahoop gleichzeitig. Wir hatten nur Shorts an, keine Schuhe und keine Hemden und schwitzten wie die Schweine. Keiner wusste, wann die Taufe steigen sollte, heisst, wann der Äquator überquert wird. Inzwischen mussten auch noch Einige auf das Fass, so daß es schon fast nicht mehr zu toppen war.Es war schon eine Erlösung, als das Schott eindlich aufging und einer der Täuflinge rausgezerrt wurde. Man hörte nun fast von jedem Einzelnen die Pumpe blubbern und selbst die ganz,ganz Coolen wurden etwas weiss um die Nase. Ich war als Fünfter an der Reihe und schon der Weg über das heisse Deck war barfuss eine Freude. Ich bekam ein aus Stauholz zurechtgesägtes Joch angelegt und musste mich rücklings auf eine Leiter legen. Jetzt kam der „Arzt“ und untersuchte mich, wobei Diagnostik und Therapie Hand in Hand erfolgten. Als Erstes stellte er fest, daß es mit meinem Gehör nicht so recht klappt, daraufhin hat einer der Neger, der als Arztgehilfe fungierte, sofort eine Ölspritze zur Hand und mir dreckiges Schmieröl in die Ohren gespritzt. Gegen die Filzläuse bekam ich noch eine Spezialmischung von einem zähen Kleister in die Hose gepackt, so daß auch das letzte Sackhaar etwas abbekam. Dann meinte der Arzt, daß ich das ohne Stärkung nicht überstehen würde und ich bekam daraufhin ein paar „Kraftpillen“ verpasst, die teuflisch brannten und einem die Tränen in die Augen trieben. Dann ging es zu Thetis, deren Füße ich küssen durfte und deren Schönheit ich zu bewundern hatte. Thetis hatte eine Mischung aus extra scharfem Senf und Tabasko auf ihren Quanten und das Zeug drang nicht nur in den Mund, nein dank ihres „Entgegenkommens“ auch gleich in Nase und Augen. Nun zeigte sich erst wie gemein so ein Joch sein konnte, war man doch hilflos eingezwängt und der Drang sich zu reiben, haute Einem das Holz unter die Nase. Der Astronom hielt mir ein „Einglas“ vor und fragte, ob ich das Kreuz des Südens sehen könne. Ich sah nichts, außer schwarz. Vor der Audienz bei Neptun galt es noch einen Salzhering mit Kopf und Gräten zu verköstigen. Dann kam man auf allen Vieren zu Neptun gekrochen, der zu prüfen hatte, ob die Reinigung zum Befahren des südlichen Teils seines Reiches genügen würde. Er meinte, nachdem er sich mit dem Astronomen und dem Arzt beraten hatte, daß ich zwar körperlich vorbereitet, aber meine schwarze Seele nur mit reichlich Mitgift den schönsten Teil seines Reiches befahren dürfte. Zu diesem Zweck dürfe ich schon mal eine Kostprobe seiner südlichen Gewässer genießen. Daraufhin warfen mich zwei Neger in das „Taufbecken“, wo schon vier weitere „Neger“ warteten und mich sofort unter Wasser drückten, bis auch der letzte Hauch von Luft aus der Lunge raus war. Dann durfte ich kurz mit dem Kopf aus dem Wasser, nur um auf die Frage, „wieviel“ zu antworten. Mit wieviel war die Anzahl der Kisten Bier und / oder Flaschen Meisterbrand gemeint, die man als „Mitgift“ einbringen wollte. Natürlich hatte man noch einen Tag vorher rumgedröhnt, daß man überhaupt garnichts spenden würde, aber bei diesen „Argumenten“ war man gut beraten, seine Meinung neu zu überdenken. Wenn Neptun dann mit dem Kopf nickte, das heißt, die Mitgift akzeptierte, konnte man endlich wieder aus dem Becken klettern und durfte sich bei Neptun und Thetis bedanken, für die Gnade, die sie einem gewährten. Nun war noch einmal der Astronom dran und tatsächlich, diesmal konnte man am Ende der „Röhre“ ein Kreuz erkennen. Damit war die Taufe abgeschlossen und der Täufling vom Schmutz der nördlichen Halbkugel befreit.

moin WalliWu
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Dieser Post wurde 1 mal bearbeitet. Letzte Editierung: 17.02.2019 - 14:04 Uhr von Walter Wust.
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Alfred M offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 17.02.2019 - 18:46 Uhr  -  
Zitat geschrieben von Walter Wust

Hi @ All

........... und als ich dann Endlich wieder in meinem Bett lag, bekam ich auch schon Besuch von der Oberschwester.

moin WalliWu


moin walter,

O-) :whistle: :whistle: :whistle:
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";Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen";(Sir Peter Ustinov)

gruss alfred
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Alfred M offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 17.02.2019 - 18:53 Uhr  -  
moin walter,:
Dann ging es zu Thetis, deren Füße ich küssen durfte und deren Schönheit ich zu bewundern hatte. Thetis hatte eine Mischung aus extra scharfem Senf und Tabasko auf ihren Quanten und das Zeug drang nicht nur in den Mund, nein dank ihres „Entgegenkommens“ auch gleich in Nase und Augen.
........trifft im großen ganzen auf meine taufe 1966 ( kulmerland) zu.
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";Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen";(Sir Peter Ustinov)

gruss alfred
Dieser Post wurde 2 mal bearbeitet. Letzte Editierung: 17.02.2019 - 18:57 Uhr von Alfred M.
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bublies offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 17.02.2019 - 22:32 Uhr  -  
Hej,
Gottseidank war meine Äquatortaufe eine Taufe die keinen "schlechten" Geschmack hinterlässt.
Hälsning Bublies
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Walter Wust offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 18.02.2019 - 11:23 Uhr  -  
Hi @ All

Wer getauft war, durfte sich dann ins Logis verziehen und sehen, wie er den ganzen Dreck wieder loswurde. Es gibt kein Scheuer- und Reinigungsmittel, das ich dabei nichtausprobiert habe. Letztlich ging ich in den Fettkeller und ließ mir eine Pütz Gasöl geben. Damit habe ich mich von oben bis unten, einschließlich Kopfhaare, eingerieben und auch die Ohren bekamen ihre Portion ab. Das und eine knallheiße Dusche machten dann wieder einen erkennbaren Mitteleuropäer aus mir. Nachdem auch an Deck alle Schmiere und sonstige Dekoration weggeräumt war, das Deck, die Luke und das Deckshaus wieder pingelig sauber aufgeklart waren, wurde Alles für die eigentliche Feier hergerichtet. Die „Mitgift“ war schon beim Koch im Kühlraum kaltgestellt und auf der Luke standen nun Tische und Bänke wie im Festzelt.Es waren Lautsprecherboxen rundum angebracht und der Storky hatte sein TK 48 an Deck geholt. Koch und Stewards hatten ein Mordsbüffet aufgebaut und so war Alles getan, die Blessuren vergessen zu lassen.Anfang der 60ger Jahre war am Kongo ständig was los. Auch Matadi hatte man einige Male bombardiert und so wurden wir schon vor Anlaufen Matadi’s gewarnt, an Land zu gehen.Wenn überhaupt, dann nur in Gruppen und bei Tageslicht.. Erstmal lagen wir auf Reede und warteten, daß wir an die Pier konnten. Es gab da zwar Kräne, aber nicht immer Strom, und so dauerte es manchmal etwas länger als geplant. Wenn man nicht gerade Belgier war, und man nicht unbedingt alles aufmischen wollte, konnte man auch ganz „normal“ an Land gehen.Es gab ein paar Bars, da konnte man schon die Sau rauslassen und schwarze „Schönheiten“ gab es in Überzahl. Nachts konnte man hin und wieder in weiter Ferne sowas wie „Kanonendonner“ hören, aber ob das wirklich Kamfhandlungen waren, oder ob da nur ein paar Einzelne ihren „Privatkrieg“ führten, erfuhren wir nicht. Nach dem Löschen wurde überwiegend Holz verladen, teils als „Locks“ und teils in Bündeln als Schnittholz. Was man gut kaufen konnte, waren Schnitzereien, aber oft platzte später das Holz, weil es zu frisch zum schnitzen genommen wurde.Dann klappte es irgendwie mit dem Nachschub nicht und so kam neue Order, Restladung in Abidjan zu nehmen.Matadi und Abidjan sind zwei verschiedene Welten. Zumindest stimmte hier die Infrastruktur und auch die Kneipen hatten noch eine Einrichtung, wie Musikbox und Kühlschrank, die auch funktionierte.Abidjan liegt in einer Lagune und so gibt es schon mal keinen Schwell wie in vielen anderen Westafrika Häfen. Auch leben hier recht viele Weiße und entsprechend ist auch die Infrastruktur und die Sicherheit, zumindest in den von Weißen bewohnten Gebieten, geboten. Allerdings wollen die meisten Seeleute ja an Land etwas erleben, selbst auf die Gefahr hin, dabei ein paar Blessuren einzufangen.Erstmal lagen wir wieder vor Anker, mitten in der Lagune und während wir nach Feierabend achtern an Deck noch ein Bierchen nuckelten, hörten wir von außenbords verhaltene Rufe.Ein Boot mit mehreren „Meerjungfrauen“ lag unterm Heck und sie forderten uns auf, eine Leiter runter zu lassen. Wir hatten zwar die Gangway ausgeklappt, aber dort stand eine Wache von Land und für die Mädchen war es verboten, an Bord zu kommenAber selbst Odysseus war den Sirenen schutzlos ausgeliefert, was hatten da wir äquatortaufgeschwächten mit wunder Seele gerade wieder zu Leben erwachenden Fleischeslüstlinge schon entgegenzusetzen. Auf der Poop hatten wir eine Knüppelleiter, die wurde kurzerhand über die Reling gerollt und schwupp, wie die Monkey’s kamen die Kakao-Ladies an Bord gewuselt. Irgendwer hatte noch ‚ne Buddel Matrosentod und schon war das kichern und fummeln voll in Gange. Hin und wieder verschwand einer der Jan Maaten mit seiner Schokobraunen downstairs, so nach und nach wurde auch die Beleuchtung immer weniger, so daß man die Mädchen nur erkannte, wenn sie lachten, weil dann ihre weißen Zähne leuchteten.Aber immer, wenn es gerade besonders schön hätte werden können, kommt irgendwas dazwischen, in diesem Fall der Wachmann, der aus welchem Grund auch immer, plötzlich und von Allen unbemerkt, achtern auftauchte.Alles palavern half nichts, die Truppe wurde nach mittschiffs getrieben und kurze Zeit später von einem Wachboot abgeholt.Nachdem wir an die Pier verholt hatten und der normale Ladebetrieb aufgenommen war, konnten ein paar Mann an Land. Es war mal was Anderes, tagsüber an Land zu marschieren und so nahm auch ich ein paar Stunden freiAbidjan besteht ja aus mehreren Ortschaften, wobei im Centrum fast nur Weisse wohnen.Jeder Ort hat seinen eigenen Markt und dort ist auch am Tage ordentlich was los. Es gibt fast nichts, was da nicht verhökert wird. An einem Stand mit Stoffballen, grellbunt und mit allen möglichen Motiven, wurde nicht nur verkauft, nein auch gleich Maß genommen und geschneidert. Alles spielte sich auf der Straße ab. Auch Affen oder Meerkatzen wurden angeboten, teils lebend mit einem Strick um die Hüfte angebunden, oder aber als „Frischfleisch“ am Stück und in Teile zerlegt. Auch gegart konnte man die Tierchen antreffen. Außerdem gab es alle Arten von Ungeziefer sowohl lebend als auch geröstet und ganz offensichtlich waren das Delikatessen. Sogar Kakerlaken wurden geröstet angeboten, allerdings waren die um ein vielfaches größer als die Tierchen, die manchmal nachts in der Pantry aus dem Brotkasten flitzten. In den Kneipen war noch tote Hose, aber es gab ein paar Bistro'’, wo man sogar einen leidlich guten Kaffee trinken konnte.Am Ende des Gemüsemarktes war so was ähnliches wie ein Souvenirmarkt und dort gab es ein paar interessante Schnitzereien aus Ebenholz und Elfenbein. Auch Silbergeschirr und Besteck mit ziselierten Jagdmotiven, Truhen mit Intarsienarbeiten und Beschlägen aus Elfenbein, alles Dinge, die Heute nicht mehr gekauft werden dürften.Für zuhause ließ ich mir ein paar Schmuckstücke andrehen, angeblich alles Glücksbringer, die allerdings bei mir total ihre Wirkung verfehlten. Während ich noch um den Preis feilschte, wurde mir meine Kodak Instamatik geklaut, kein großer Verlust, aber doch schade um die Motive. Niemand hatte den Diebstahl bemerkt und so wurde der Zwischenfall unter der Kategorie „Lehrgeld“ abgehakt.Meine prägnanteste Bekanntschaft war ein Franzose, der sich als Tierfänger und Begleiter von Expeditionen verdingte. Ein Typ wie „Krokodile Dundee“, trinkfest und für jeden makabren Scherz zu haben. Obwohl er ziemlich wohlhabend war, zog er es doch vor, außerhalb von Abidjan, fast schon im „Busch“, zu wohnen. Kennengelernt hatte ich diesen Typen, als ich mit einem Kaffee vor einem Bistro saß, weißes Hemd und weiße Hose an und mir plötzlich ein Schwall Blut aus der Nase schoß. Ich sah gleich aus wie ein Chirurg bei der Operation und ain paar Weiber fielen fast in Ohnmacht. Mein „Jäger“, der am Nebentisch mit mehreren Leuten eine Unterhaltung führte, kam sofort zu mir, ließ mich auf die Seite legen, besorgte ein paar Eiswürfel im Lokal, die er mir in einem meiner Socken ins Genick legte und bedeutete mir, ruhig liegen zu bleiben. Er verschwand für kurze Zeit auf dem angrenzenden Markt und kam dann mit einem Röhrchen Pulver wieder. Ich musste das Zeug schnupfen, wie Schnupftabak, es brannte höllisch, aber das Bluten hörte sofort auf. Nun machte es sich bezahlt, daß ich als Kind in der französischen Besatzungszone aufgewachsen war und von daher noch ein paar Brocken französisch sprach. Auf die Frage, ob ich dies öfter hätte, berichtete ich von meinem Unfall und der Schädelfraktur. Er brachte mich ins Hospital, dort konnte man aber nichts weiter feststellen. Freundlicherweise hatte mein Freund, der sich als Gautier vorstellte, auf deutsch Walter, auf mich gewartet und brachte mich in seinem Wagen an Bord. Ich musste gleich zum Ersten Offizier, der erstmal dachte, die hätten mich an Land aufgemischt. Als er dann meine Vorgeschichte erfuhr, war er schon etwas ungehalten, daß ich erst jetzt davon erzähle und daß ich vor Allem die Äquatortaufe unter diesen Umständen mitgemacht habe. Bei dieser Taufe war ich nämlich einer der „Härtefälle“, nicht zuletzt wegen meiner Aussage, statt mit Köm könnten die „Neger“ mit meinem „Angstschweiss“ anstossen. Gautier gab mir seine Visitenkarte und lud mich für den Fall, daß es mir bald wieder besser geht, zu sich ein.Eigentlich sollten wir an diesem Tag auslaufen, aber erstens kamen ein paar ganz wilde Regenschauer und dann gab es Probleme mit der Rangierlok. Von der Agentur kam eine Anfrage, ob sich unser Maschinenpersonal eventuell nal den Schaden ansehen könnte.Der Chief, der Zweite Ing und ein Assi wurden abgeholt und kamen nach ein paar Stunden mit einem kaputten Lager wieder. Die genauen technischen Details erfuhr ich nicht, höchstwahrscheinlich mangels Interesse, jedenfalls nutzte ich die Chance, zu Gautier’s Urwaldvilla zu fahren. Das Taxi war ein uralter Peugeot, wobei die Originalteile da garantiert in der Unterzahl waren. Die „Strassen“ waren mindestens so miserabel wie das Auto und bei jedem Schlagloch haute die Karre durch und machte jedesmal ein fürchterliches Geräusch dabei, so daß ich Angst hatte, ich muß den Rest der Strecke zu Fuß zurücklegen.Gautier’s Anwesen hatte die Größe von einem ganzen Kral und sah auch so unaufgeräumt aus. Ein halbes Dutzend Köter, halb verhungert, folgtem dem Taxi und sprangen an den Seitentüren hoch, was den Fahrer maßlos empörte, als könnte da noch ein Rest von Lack angekratzt werden. Beim Aussteigen malträtierten mich die Viecher so, daß ich schon Angst hatte, mein Nasenbluten setzt wieder ein.Der Lärm hatte den Hausherrn geweckt, der stand auf einer etwas erhöhten Veranda und mit einem scharf gesprochenen Wort hörte der ganze Spuk auf und die Meute verkroch sich teils unter der Veranda oder unter den Fahrzeugen, die im Hof herumstanden.Ausser den Hunden gab es noch eine Menge anderes Viehzeug, wie Perlhühner, Enten, Ziegen und Hängebauchschweine. Dazwischen liefen noch ein paar Einheimische, offenbar so was wie Hausboys, und nur die Anwesenheit von Gautier verhinderte, daß sie nicht auch wie die Hunde an uns hochsprangen.Gautier schickte den Taxifahrer weg, auf meinen Einwand, daß ich erst noch zu zahlen hätte, winkte er nur ab und meinte, dies wäre schon in Ordnung und geregelt Seine Einrichtung war ohne jeden Schnick-Schnack und hätte in jeden John Wayne Film gepasst. Er hatte einen gemauerten Herd mit einem Abzug und ein paar Pötte und Pannen hingen alle in Greifweite um die Feuerstelle. Im Kochbereich war der Fußboden mit Steinplatten ausgelegt, der übrige Teil waren Holzdielen und wo die Couch stand, lag sogar ein Teppich. Es gab elektrisches Licht und auch ein Radio, aber Gautier meinte, Petroleumlampen seien weniger anfällig als Glühbirnen. Ein riesiger Kühlschrank, wahrscheinlich aus USA, dominierte den Raum. Ganz in der Ecke, mit einer Bastmatte abgeschirmt, stand ein Käfig, raumhoch mit stabilen Metallstäben und einem Gestell, das bis an die Decke reichte und auf halber Höhe einen starken Ast hatte, der schon reichlich ramponiert aussah. Hier hatte Gautier seinen „Liebling“ einquartiert, einen Panther, nicht viel größer als eine ausgewachsene Hauskatze, aber um ein vielfaches beeindruckender. Er hatte die Raubkatze von Eingeborenen abgekauft, das Elterntier war wohl Wilderern zum Opfer gefallen. Die Hunde hatten in der Nacht eine Ratte totgebissen und diese verfütterte Gautier nun an seinen Panther. Das ging ohne großen Aufwand, Ratte am Schwanz gepackt, im Bogen in den Käfig geworfen und schon hatte das „Kätzchen“ sie am Wickel und sprang mit ihr auf den dicken Ast, wo sie dann fachmännisch seziert wurde. Es war ein Riesenspaß, dem Tier zuzuschauen und am Liebsten hätte ich es mit an Bord genommen. Allerdings war sie erst seit ein paar Tagen an festes Futter gewohnt, vorher hatte Gautier ihr noch die Flasche gegeben.Das besondere an ihr war, daß sie fast keine Zeichnung im Fell hatte und fast wie ein Löwenbaby aussah. Es fiel mir schwer, bei Einbruch der Dunkelheit Adieu zu sagen. Gautier brachte mich an Bord zurück, zeigte mir aber vorher noch, wie in der Lagune mit Licht gefischt wurde.

moin WalliWu
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Walter Wust offline
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Betreff: Re: Walli Wu  -  Gepostet: 19.02.2019 - 11:54 Uhr  -  
Hi @ All

Im Grunde eine simple Geschichte. Es wurden in der Lagune verteilt mehrere Reusen ausgelegt und an jeder Reuse ein Stock mit einer Petroleumlampe befestigt. Bei Dunkelheit zog es die Fische ans Licht, spezife in die Reuse. Allerdings sollte es dafür schon richtig dunkel sein, Vollmond war da nicht so günstig.Am nächsten Nachmittag liefen wir aus, erster Europahafen Genua. Zwischendurch wurde noch in Las Palmas gebunkert.Auf der Rückreise bekam ich immer öfter Nasenbluten und auch ein ständiges Pfeifen in den Ohren. Zwar habe ich trotzdem weiter gearbeitet, allerdings war klar, daß ich in Genua erstmal von Bord gehe um mich richtig durchchecken zu lassen. Ich musterte also ab und fuhr mit dem Zug nach Hamburg. Nach ein paar Tagen im Hafenkrankenhaus und einer ganzen Reihe von Untersuchungen, wusste man immer noch nichts Genaues.Ich wurde auf unbestimmte Zeit krankgeschrieben und trollte mich in Richtung Heimat.Der Versuch, es mal mit einer Arbeit an Land zu versuchen wurde ein voller Misserfolg und so stand ich irgendwann mal wieder im „Stall“ und klopfte bei Max an die Klappe. Der schaute mich so über seine Brille an, grinste und fragte mich, ob er mir einen Dampfer mit Krankenschwester geben soll. Ich meinte, „wenn die Koje breit genug ist, kann ich mich da durchaus dran gewöhnen“. In den letzten Wochen hatte ich überhaupt keine Probleme mehr gehabt und Max hielt es für möglich, daß ich vielleicht die Tropen nicht so abkann.„Ich hab‘ da ein fein Schip nach die großen Seen, sieh mal zu, ob Du das überlebst“.Ich bekam einen Heuerschein für die „Lütjenburg“ von Harald Schult.Das Erste, was mir an der Lütjenburg gleich gefiel, es wohnten Alle mittschiffs. Vollgrade hatten sogar eine Einzelkammer, zwar relativ klein, aber im Bedarfsfall ein Refugium, in das man sich zurückziehen konnte. Die Besatzung war recht jung und es waren ausschließlich Deutsche. Es sollte in diesem Jahr die letzte Große Fahrt Fahrt werden und bis nach Duluth hochgehen. Nach zwei Tagen in Hamburg verholten wir nach Nordenham. Dort luden wir den Kahn proppenvoll mit Militärrückläufern. Raketen in Containern, Panzer, Jeeps,Lafetten und jede Menge Container mit privatem Equipment von amerikanischen Wehrmachtsangehörigen.Auch an Deck stand alles voll. An Luke zwei und drei kamen Walnussstämme an Deck und auf die Luken Muldencontainer, voll mit Lkw-Achsen.Wir waren noch Deutsche Bucht, als es aufbriste und der Funker mit der Sturmwarnung ankam. Im Nordantlantik tummelten sich gleich mehrere Tiefs und es versprach, eine „unterhaltsame“ Reise zu werden. Es wurde mit voller Wachbesetzung weitergefahren und auch das Handruder beibehalten. Mindestens einmal pro Wache war ein Rundgang durch alle Luken angeordnet, um die Laschings zu kontrollieren. Bei dem Seegang zwiscchen den Panzern rumzuklettern und all die Geräusche, da kam schon ein etwas beklemmendes Gefühl auf. Vor Allem sah man kaum etwas. Zwar hatten wir dort wo es möglich war, ein oder zwei Lukendeckel vom Zwischendeck angehoben und einen Sonnenstrahler zwischen die Scherstöcke gehängt, aber bei diesem „Gewackel“ war der Lichtschein überall, nur nicht dort, wo er gerade gebraucht wurde. Wir hatten noch jeder eine Taschenlampe, die störte aber mehr, als daß sie nutzte. So ging das etwa drei Tage, Windstärken schwankten zwischen acht und zehn und die See schaukelte sich jeden Tag etwas mehr auf. Trotz der Strecktaue wurde es immer schwieriger über Deck nach vorne zu kommen und trotz Ölzeug war man immer klatschnass. Bei den Walnussstämmen waren die Spannschrauben größtenteils schon bis zum Gewindeanschlag gedreht und mussten nachgespannt werden. Mit einem Runner und zwei Fußblöcken hielten wir die Stämme so lange fest, bis der Lasching neu nachgespannt war.Eine Scheißarbeit, bei der Kälte und Nässe die Frösche losdrehen und dann den verkinkten Draht nachspannen. Zur Aufmunterung erzählte uns der Zimmermann, „früher gab es hölzerne Schiffe und eiserne Matrosen“.Am vierten Tag auf See gings dann richtig los. Der Nordatlantik zeigte mal Allen, was er so drauf hatte. Die Lütjenburg machte regelrechte Luftsprünge, schüttelte sich wie ein nasser Pudel und stauchte dann voll Karacho mit dem Vorschiff in haushohe Wellen, daß man jedesmal dachte, da kommt sie nie wieder hoch. Aber da tat man ihr unrecht.Sie lief gerade noch so viel, daß sie manövrierfähig blieb, aber wie ein Korken tanzte sie auf den Wellen und bei diesen Wellen war der Vergleich durchaus angebracht. Vorkante Brücke waren alle Bullaugen mit Sturmklappen gesichert, zumindest auf dem Hauptdeck und das mit gutem Grund Dieser Wucht hatten die Laschings der Deckslast nichts entgegenzusetzen und so ging Teil um Teil über Bord. Die Walnussstämme hatten zum Teil mehr Durchmesser als die Breite der Betriebsgänge, aber Rasmus fegte sie da durch mit einem infernalischen Krach und riss dabei den einen oder anderen Vorreiber ab. Auch die Entlüftungsrohre von den Ballasttanks gingen über Stag und die einzige Möglichkeit aufs Vordeck zu gelangen, war über die Nockenbrüstung zu klettern. Dazu musste der Sturm aber erst etwas nachlassen. Tatsächlich wurde es am nächsten Tag etwas weniger und wir marschierten los. Es sah ganz schön schlimm aus vor Allem die Deckshäuser und Vorkante Brücke. In den Luken flog Alles drunter und drüber. In den Zwischendecks konnte man das Meiste noch mal nachlaschen, aber zwischen die Panzer im Unterraum zu klettern, war unmöglich. Wir warfen alles was an Holz in den Zwischendecks lag, von oben zwischen die Panzer und machten drei Kreuze, als wir wieder heil an Deck standen. Der Funker hatte auch nicht viel Gutes zu vermelden, kamen doch ständig schlechte Nachrichten rein. Einige Trawler hatte es bös erwischt und ein Frachter war in Seenot, aber von unserem Standort viel zu weit weg. Der Smut hatte den beschissensten Job, da ging garnichts. Es gab Indianer im Schlafrock und Bratkartoffeln, aber selbst das war schon ein Kunststück, aber irgendwie hat er die Schwerkraft überlistet. Die Backen decken hatte gar keinen Sinn, slbst mit Schlingerleisten und nassen Backschaftstüchern blieb das Geschirr nicht am Platz. Also schnappte sich ein Jeder seinen Teller und holte sich in der Kombüse seinen Schlag Bratkartoffeln ab. Wenn man den Teller entsprechend gegen die Schiffsbewegung drehte, manchmal stand er fast senkrecht, blieb das Essen sogar drauf. Der Kochsmaat war in den Proviantraum verbannt, erstmal konnte er sich dort ganz seiner Seekrankheit hingeben und dann konnte er noch mit den Kohlköppen um die Wette rollen. Alles in Allem hatte zumindest Smutje keinen größeren Schaden zu beklagen.So nach und nach flaute der Sturm ab und auch die See schäumte nicht mehr ganz so bedrohlich. Allerdings waren die Wellenberge immer noch ganz schön beeindruckend.Hauptaufgabe an Deck war es jetzt, Alles was sich noch irgendwie an Decksladung bewegen ließ wieder in eine laschbare Position zu bringen.Im Kabelgatt waren trotz guter Sicherung ein paar Eimer Farbe geplatzt und in Verbindung mit Seewasser schwappte eine undefinierbare Emulsion im Farbenschapp. Hier zeigte es sich als sehr hinderlich, daß auf dem Deck noch eine Gräting lag. Nichtsdestowenigertrotz, nachdem ein paar leere und noch intakte Farbeimer gefunden waren, konnte die Brühe weggeschaufelt werden.Die nächste Überraschung bot die Vermessungsluke. Dort war die Persennige zerrissen und so schwappte die Luke bis oben voll mit einer kleisterartigen Masse aus Seewasser und zermahlenem Holz. Denn in der Vermessungsluke lagen Getreideschotten und Feederholz bis oben hin, am Trennschott war die Reserveschraube befestigt und diese diente wohl als Raspel für die Hölzer. So sah also „flüssiges Holz“ aus.Die Reling auf den Deckshäusern, ein paar Windhudsen, Bezüge von Drahtseiltrommeln, die Schadensliste wurde immer länger. Auch drei Bullaugen waren zertrümmert und Storky und Zimmermann erfanden immer wieder neue Kosenamen für all die Überraschungen Mit zwei Tagen Verspätung kamen wir in Quebec an und wurden bestaunt wie das achte Weltwunder. Es war ohnehin nicht viel an Ladung für Quebec, aber was da aus den Luken kam, war nur noch Schrott. Die Reederei hatte einen Inspektor eingeflogen und der wechselte ständig die Farben wie ein Chameleon. Wohl dem, der hier keine Angriffsfläche bot.Von Quebec gings weiter nach Montreal. Die Ami’s hatten ein paar Spezialisten geschickt, die in den Luken in und um die Panzer schlichen. Denen scheint ja tatsächlich nicht allzuviel passiert zu sein, das Holz hat ja wohl tatsächlich etwas bewirkt.Für die Weltausstellung hatten wir auch ein paar Container und Holzkisten geladen. Diese war zwar noch lange hin, aber schon beim Einlaufen sah man überall auf den Inseln Baustellen und Deutschland war da ganz stark vertreten. Es standen auch schon die Masten für die „Zeltkonstruktion“, leider habe ich keine Fotos davon.Nachdem der Inspektor das Schiff verlassen hatte, legten wir ab und los gings an Thousend Islands vorbei nach Hamilton Durch den Welland-Kanal gings in den Erie-See nach Cleveland. Im späten Herbst ist es ein wunderbares Naturschauspiel in den Seen. Ich habe noch nie so intensiv gefärbtes Laub gesehen und man glaubt es nicht, wie viele Farben alleine an einem einzigen Baum vorkommen können. Diese Zeit nennt sich auch Indian Summer, wobei Summer wohl nur für tagsüber gilt, nachts ist es saukalt.An der Wartepier vor den Schleusen gibt es keine Festmacher von Land und so muß einer von Deck rüber und die Leinen über die Poller haken. Dafür gibt es achterkante Back einen „Schwingbaum“ an dessen äußerer Spitze ein Block befestigt ist durch den ein Tau mit einem Brett läuft, ähnlich wie ein „Bootsmannsstuhl“, nur daß dieses „Sitzbrett“ das Tau genau in der Mitte hat, so daß man ohne große Mühe abspringen kann. Zum Festmachen wird also die Pier im spitzen Winkel angesteuert, der Janmaat schwingt sich mit dem Baum nach außen, mit einer Hand hält er sich am Tampen fest, in der anderen Hand hat er ein Ende der Wurfleine, mit der er den Festmacher an Land zieht. Sobald der Schwingbaum über Land ist, wird der „Springer“ von Bord aus weggefiert, so daß er mit den Füßen festen Boden hat. Er springt vom Brett und holt den Festmacherdraht an Land, hakt ihn über den Poller und ab geht es nach achtern, wo er die Achterleine wahrnimmt. Meistens reichen diese beiden Leinen, es sei denn, man hat drei,vier Schiffe vor sich, dann kommt noch vorne und achtern eine Spring dazu.Dann kam ein etwas trauriger Zwischenfall. Der zweite Steward, ein eher unauffälliger Typ, hat sich in der Offiziersmesse erschossen. Grund war wohl ein Brief seiner „Freundin“, in dem sie mitteilte, in seiner Abwesenheit ein Verhältnis mit seinem Vater begonnen zu haben und es besser fände, sie würden sich nicht mehr begegnen. Nun ja, diesen schlichten Wunsch hat er ihr denn ja wohl erfüllt. Wegen diesem Kleinkalibergewehr, von dem Niemand etwas wusste, gab es dann noch eine Menge Ärger mit der „Immigration“.Danach gings nach Chikago, genaugenommen „Calumet Harbour“. Dort wurden alle Toiletten verschlossen und versiegelt und wir bekamen „Dixies“ an Deck gestellt. Auch die Provianträume wurden versiegelt und der Koch durfte nur eine Tagesration entnehmen, bis der „gesunde“ Proviant von Land angeliefert war. Von nun an gab es Chicken in allen Variationen. Hähnchen waren wohl das Billigste, und da konnten die „Ami’s“ wohl auch am Wenigsten versauen. Die Wurst war das Allergrößte. Es gab sie in allen Farben und praktisch war sie auch noch. Wenn sie einem aus der Hand fiel, blieb sie nicht am Boden liegen, nein, wie ein Tennisball kam sie wieder zurückgehopst. Leider schmeckte sie auch so.Wir haben für die Seenreise einen Fernseher gemietet und schauten uns bei jeder Gelegenheit die Comics an, die rund um die Uhr gesendet wurden. In Deutschland gab es mal gerade zwei Fernsehprogramme und da war es schon was Besonderes, wenn man von Sendung zu Sendung hin und her switchen konnte. Allerdings waren die Werbeeinblendungen schon nervig, manchmal war die Werbung aber auch besser als das Programm.Wer an Land wollte, musste schon ordentlich das Konto plündern, stand doch der Dollar über DM 4,20 und das bei einer Heuer von DM 325.- Allerdings gab es auf diesem Trip jede Menge Überstunden, denn die Wartezeit vor den Schleusen war alles auf stand by. Da wir noch keine Moorings hatten, waren die Festmacher-Drähte auf der Ladewinsch aufgetrommelt und bei jedem Schleusenvorgang musste die Winschen besetzt sein, damit die Drähte nicht rissen. Es entstanden da jedesmal gewaltige Wirbel und Strömungen und man musste mit den Winschen mal lose in die Leine geben, mal musste sie wieder eingeholt werden. Die Drähte „sangen“ da bisweilen und wenn sich eine Lage auf der Windentrommel einklemmte, konnte es passieren, daß der Festmacher mit einem lauten Knall riss und dann war Hektik angesagt.Dabei waren zwei Tage ohne Schlaf durchaus normal und das Wetter machte das Ganze auch nicht angenehmer.Außer den Longshoremen, die für die Ladung zuständig waren, gab es in allen Luken noch die Carpenters, um das kaputte Holz zu ersetzen. Von der Schiffsbesatzung durfte diese Arbeiten niemand ausführen, die Gewerkschaft hatte wohl Angst, die werden sonst alle arbeitslos. Da kam ganz schön was an Holz zusammen, gab es doch keine einzige Schweißlatte, die noch heil geblieben war. Auch die Bilgendeckel waren den Panzern zum Opfer gefallen, sowie einige Lukendeckel aus dem Zwischendeck, von denen wir ja auch welche zwischen die Panzer geworfen hatten. Da wir ja in Duluth Getreide als Rückladung hatten, musste auch das Holz für die Getreideschotten und die Feeder beigeschafft und zurechtgeschnitten werden. Hier durfte nun die Crew mit Hand anlegen und unser Zimmermann passte auf wie ein Luchs, daß da kein Pfusch abgeliefert wurde. Nach ein paar Tagen sah die „Lütjenburg“ schon wieder ganz passabel aus und man sah ihr den „Stress“ im Nordatlantik garnicht mehr an.Duluth ist ein eher unscheinbarer Hafen, eben auf Getreide und Erz spezialisiert. Wir hatten die Möglichkeit, eine Bustour ins "Indianerland" mitzumachen und der Bus war auch proppenvoll besetzt, so daß das Los entscheiden musste. Glücksspiele waren noch nie mein Fall und so durfte ich auf das Schiff aufpassen. Schade, obwohl das ganze „Pow-Wow“ ja eigentlich nur noch ein Touristenspektakel ist, hätte ich diese Abwechslung ganz gerne mal mitgemacht. So habe ich als Alternative zusammen mit Scheich und Zimmermann mit Rappeltuch die Feeder abgehängt.Wir hatten einen Bootsmannstuhl an einen Runner geschäkelt, der Scheich stand an der Winsch, ich saß im Bootsmannstuhl und Timmy stand an der Lukenkumming und gab Lose von der Rolle Rappeltuch, das ich dann von unten nach oben an die Feederschotten nagelte. Dafür hatte Timmy einen ganzen Eimer Pappnägel geopfert und fast hätten die nicht gereicht, weil mir so viele aus der Hand gefallen sind. Ich musste dann die Handschuhe ausziehen und habe mir dafür gleich den Daumen blau gehauen. Dabei lernte ich gleich noch alternative Bezeichnungen für unfähige Decksbauern aus Timmy’s Zitatenschatz kennen.Getreideladen geht ja relativ schnell, und als der Bus mit den „Touristen“ wieder anlegte, konnten sich die Jungs gleich umziehen zum seeklar machen.Auf den Seen kann es auch ganz schön ungemütlich werden, auch wenn es n u r „Binnengewässer“ sind. Gleich nach Auslaufen kam Wind auf und es war zwar kein Atlantik, doch Lake Superior taufte uns auch mit Spritzwasser, als wir noch beim Aufklaren waren.„Rückwärts“ geht Alles irgendwie einfacher und schneller, zumindest kommt es Einem so vor. Als wir in Sault St. Marie endlich die Dixies wieder los wurden und normal verdauen konnten ging es Allen besser. Auch die Hähnchen-Arie war Gott sei Dank vorrüber und die letzte „Gummiwurst“ hüpfte freiwillig vom Teller über die „Kante“.Auch das Fernsehen wurde abgeholt und jeder hat dann beim Funker ein paar Cent löhnen müssen. Die Überlaufrohre von den Ausgleichtanks waren neu aufgeschweißt und in den Seen wurde Frischwasser gebunkert. Da die Vermessungsluke gerade mal so schön leer war, kam die „Rattel daddel“ zum Einsatz. Selbst mit Gehörschutz und bei offener Luke war das ein einmaliges „Klangerlebnis“. Die Rückreise über den Atlantik verlief ohne Zwischenfälle. Es war zwar nicht gerade „spiegelglatte“ See, das wäre im Winter auf dem Nordatlantik auch wohl eher ungewöhnlich, aber im Vergleich zur Hinreise waren das zwei verschiedene Welten.Gelöscht wurde dann in Hamburg an den Pfählen mit Getreideheber. Danach gings zu Blohm & Voss, die letzten Schäden beseitigen und anschließend laden für Ostküste USA.Bei der Proviantübernahme waren diesmal gleich ein paar Tannenbäume dabei, für jede Messe einen und einen für den Vormast. Letzterer kam auch gleich in die Toppen, sollte doch Jeder sehen, daß wir Weihnachten auf See verbringen.Auslaufen Hamburg war schon etwas feierlicher als sonst, obwohl wir noch garnicht wirklich losschipperten. Erst kamen noch Bremen, Nordenham, Rotterdam und Antwerpen als Ladehäfen, bevor es übern Teich ging. Bis Landsend war es relativ ruhig, dann ging das Schmuddelwetter wieder los. Im Vergleich zur vorherigen Reise wohl eher eine Vergnügungsreise. So war Chance, den Pott noch mal richtig auf Vordermann zu bringen, schließlich sollte an Weihnachten alles blitzen und blinken. Der Bootsmann als „Oberförster“ war für die Tannenbäume verantwortlich, das heisst nur der optische Rohzustand. Für das Holzkreuz als Befestigung mit punktgenauer Bohrung, sorgte Timmy, der jedem Bäumchen auch noch einen Spruch mit in die Messe gab. Den optischen Feinschliff verpassten dann die Stewards und der Blitz, der immerhin für die „funkensichere“ Baumbeleuchtung zuständig war. Bei soviel fachlicher Kompetenz blieb dem Bäumchen gar keine Wahl, als sich weihnachtlich sentimental zu präsentieren. Die eigentliche Weihnachtsfeier sollte im Salon stattfinden, nach dem Essen und nur in sauberem Zwirn.Dann war es auch endlich soweit, die Brücke war nur mit dem W.O. besetzt, auch im Fettkeller war nur „Notbesetzung“ und Alles was Arme und Beine hatte, war im Salon versammelt. Der Alte las ein paar Telegramme vor, von der Reederei, dem Charterer und dem Schiffsausrüster und wer sonst noch Alles an dem Kahn verdiente, dann durfte ein Jeder einen Teller vom „Gabentisch“ entnehmen, ein riesiger Pappteller mit allen möglichen Süßigkeiten, Spekulatius, Datteln und Apfelsinen. Dann wurde es nochmal richtig spannend. Auf jedem Teller lag ein Din A4 Blatt mit Liedtexten, so „Stille Nacht“ und „es ist ein Ros‘ entsprungen“.Der Funker hatte seine Quetschkommode umgehängt und die „Hamburger Sängerknaben“ stimmten mit leuchtenden Augen und einem leichten Schluchzen in der Kehle in Funkers Vorgabe ein. Es war richtig feierlich und in Verbindung mit dem Punsch, den der Messesteward Jedem an seinen Platz brachte, hauptsächlich um Kleckereien im Salon zu vermeiden, wurde einem ordentlich warm ums Herz. Nachdem das Glas geleert, gingen jeweils ein Offz und ein Ing ihre Kollegen ablösen und nicht mehr lange danach ging es dann in der jeweiligen Messe weiter.Auch in den Messen stand Punsch satt und so dauerte es auch nicht lange, bis das Fest „familiär“ wurde. Außer ein paar Tränen dank „Moralischem“ flossen auch ein paar Tropfen Blut, weshalb sich ein paar Kollegen unbedingt prügeln mussten, wussten sie hinterher selbst nicht mehr. Bei solchen Situationen freue ich mich immer auf meine „Einzelkammer“, auch wenn man da auch nicht unbedingt sicher ist. Letzten Endes obsiegte die Vernunft und der „heilige“ Abend konnte ohne größeres „Möbelrücken“ beendet werden.Sylvester lagen wir in Wilmington und staunten, was da Alles aus Deutschland ausgewandert war. Ständig kamen „Deutsche“, die unbedingt das neue Jahr mit deutschem Bier beginnen wollten. Steward und Koch hatten da auch schon in Deutschland entsprechend gebunkert und machten das Geschäft ihres Lebens.Dann kamen noch Charleston, Jacksonville und Tampa. Für den einen Decksmann, das gab es inzwischen mangels Personal. Man musste nicht mehr als Moses, Jungmann, Leichtmatrose anfangen und war dann nach erfolgreicher Prüfung Matrose, das brachte nicht genug seemännisches Personal in eine expandierende Seefahrt, so daß man hier die Möglichkeit schuf, auch als „Hilfsarbeiter“, sogenannter Decksmann anzumustern. Dies brachte eine ganze Reihe von „Abenteurern“ auf die Matte, zumal der Verdienst im Vergleich zu der Heuer eines Leichtmatrosen gar nicht mal so schlecht war. Um bei besagtem Decksmann zu bleiben, dieser hatte eine Marotte, harmlos zwar aber doch recht auffällig. Er gab sich absolut „amerikanisch“, oder das, was er dafür hielt. Seine Mütze trug er immer mit dem Schirm nach hinten, sein Hemd, natürlich aus Flanell und grob kariert, hing grundsätlich aus der Hose, Jeans im Farmerlook mit zwei Handbreit Reserve um die Taille und die Schnürsenkel seiner Schuhe, bevorzugt „Springerstiefel“ schleiften immer an Deck, wenn er lief. Dabei waren die Arme leicht angewinkelt und der Oberkörper vorgebeugt, so als hätte er Rasierklingen unter die Achseln geklemmt. Diese Art muss einer Österreicherin in Tampa sehr imponiert haben, holte sie ihn doch sofort nach dem Anlegen mit einem „Mords Amischlitten“ ab und brachte ihn erst wieder, wenn die Gangway schon eingeholt wurde.Ostküste USA ist ein recht langweiliger Törn. Es gibt zwar ein paar wenige Häfen, wo aus der Sicht des „Seemanns“ was los ist, aber dort ist es dann auch entsprechend teuer, zumal bei einem Wechselkurs von über DM 4.- für einen Dollar. Trotzdem konnte man ein paar Sachen günstiger erstehen als in Deutschland, z.B. Jeans der Marken „Wrangler“ oder“ Lee“. Auch T-Shirts, z.B. „fruit of the loom“ wurden gerne mitgenommen, zumal man sie nicht nur als Unterwäsche tragen musste, anders als die Feinrippwäsche von „Schießer“. Man konnte in einigen Häfen auch gut Reusen auslegen und Aale fangen. Komischerweise gilt in USA der Aal nicht als Delikatesse, eher als Gammelfisch.Nach Tampa ging es nach Houston Schüttgut laden für Rotterdam. Danach gab es noch mal eine Ostküste-Reise, ohne große Ereignisse, außer daß ständig Scheißwetter war und ich die Schnauze davon voll hatte. Wir liefen diesmal u.a. New York an, eigentlich Elisabethville, aber nicht lange genug, für eine „sight seeing tour“.Dies war dann meine letzte Reise auf der Lütjenburg, ein schönes Schiff in blöder Charter.
In Hamburg stieg ich aus, wollte eventuell auf einen Bananenjäger von Harald Schult einsteigen, aber da war so kurzfristig kein Platz frei.Bei Max war auch tote Hose, zwar hatte er ein paar Schiffe im Angebot, hauptsächlich Tanker und Bulk Carrier, aber danach hatte ich jetzt keinen Bock.Ich schnupperte so ein wenig in Hamburg herum, auch mal in Gegenden, die nicht direkt in Hafennähe lagen. Irgendwann bei einem dieser „Rundgänge“ landete ich auch an der Palmaille und dachte, schau doch mal bei DAL rein, vielleicht tut sich da ja was. Ein guter Gedanke, wie sich dann herausstellte, konnte ich doch gleich einen Heuerschein für die „Ubena“ unterschreiben. Damit waren die langen Unterhosen schon mal passe´.Die Ubena war ursprünglich für Rundreisen Afrika eingesetzt und deshalb von ihrer Größe kein Westafrika-Schiff. Aber für die Rundreisen war sie gegen die modernere Konkurrenz einfach zu langsam. Auf jeden Fall war sie ein Arbeitsschiff und das nicht nur an Deck, auch der Fettkeller brauchte die Schlagschlüssel nicht groß verstauen. An Deck fuhren neben mir noch vier weitere Matrosen, drei davon Spanier und Portugiese. Der andere deutsche Matrose gehörte schon fast zum Inventar und war relativ leicht zu finden, man musste nur seiner Alkoholfahne folgen. Es gab noch drei Junggrade, Bootsmann und Zimmermann. Ich habe noch nie solch einen korpulenten Menschen gesehen, wie unseren Timmy, obwohl das keinesfalls schwabbeliger Speck war, um ihn herum. Irgendwie fiel mir gleich „Obelix“ für ihn ein und zumindest seine Kräfte rechtfertigten diesen Namen zusätzlich. Ich habe mich mal, nur um zu sehen wie er das macht, am Lukenniedergang rumgedrückt. Irgendwie muß er das gemerkt haben, jedenfalls zeigte er ganz demonstrativ, wie wendig er dieses „Problem“ löste. Ich war schwer beeindruckt und nahm mir fest vor, komme was wolle, niemals Streit mit ihm zu haben. Der Bootsmann war ein echter „Westaffe“, dem konnte man mit dem Moker auf den Kopf hauen und er fragte höchstens, wo es gebumst hat. Aber ein prima Kerl und ein Seemann durch und durch. Als er mich dann fürs Kabelgatt einteilte, hatte er von meiner Seite 100 Punkte. Im Gegensatz zur OAL ging es auf der Brücke eher locker zu. So durften Vollgrade in der Nock rauchen und,oder Kaffee trinken, das wäre auf der Natal niemals möglich gewesen. Auf See waren die Wachen eh nur mit den Junggraden besetzt.Aus der Ostafrika-Fahrt hatte die Ubena noch Passagierskabinen, in denen jetzt die Frauen der Offiziere oder Ingenieure mitfahren konnten. Auch vom Kontor fuhr hin und wieder Jemand mit. Diese Kontorfritzen, wie der „Alte“ sie nannte, waren dann auch der Grund, in den Schwellhäfen mal ein Bootsmanöver abzuhalten, natürlich mit wassern und voll bestzt und zwar das Boot mit den Riemen. Da konnte er sich amüsieren, wenn die armen „Sesselfurzer“ im Schwell mit den Riemen kämpften und irgendwann später völlig durchnässt wieder in den Davits hingen.Auf diesem Trip war ständig irgendwas zu reparieren. Meist war Conakry der erste Afrikahafen und dort nahmen wir dann auch schon die Crewboys an Bord. Eine wilde Horde "Halbaffen", wie Timmy sie nannte, die im Vorschiff im Zwischendeck hausten. Für sie hatten wir die Deckstoilette unter der Back geräumt und als „Proviantraum umfunktioniert. Dort lagerten Hammel und Trockenfisch und Reis und die Crewboys hatten ihren eigenen „Koch“, der das Alles zusammenpanschte. Gegessen wurde erst nach Einbruch der Dunkelheit und wenn der Lade oder Löschbetrieb ruhte. Dann saßen die Jungs rund um zwei riesige „Schalen“, es waren die Böden von zwei 200 Liter Fässern mit einem ca. 20cm hohen Rand, der umgebördelt war. In einer dieser Schale war der Reis und in der anderen Schale Hammel in einer teuflisch scharfen Sauce. Gegessen wurde nur mit der rechten Hand, indem man den Reis zu einer golfballgroßen Kugel formte und damit in der Soße rührte und nach Fleischstückchen fischte. Es durfte nur mit der rechten Hand gegessen werden, die linke Hand war für die „Toilette“.Da wurde der Runner um den Stamm geschlungen, durch Klappblöcke geführt und mit ein paar Metern lose in die Luke gelegt. Auf das Kommando „pull Rope“ hat der Winschmann volle Pulle den Runner aufgetrommelt, es hörte sich infernalisch an, aber in den meisten Fällen flog der Baumstamm genau dort hin, wo er hin sollte, ohne Stauraum zu verlieren. Manchmal klappte es nicht gleich beim ersten Mal, dann wiederholte sich das Ganze, oder Die Kinken wurden etwas anders gelegt. Also hier wurde Physik noch naturnah erlebt und ich hätte am Liebsten mitgemacht.Für den Koch wurde im ersten Deckshaus extra ein „Herd“ aufgestellt, dessen Abzug in eine Windhudse führte und der ausschließlich mit Stauholz befeuert wurde. Es lag auch ständig ein Feuerlösch-Schlauch dort an Deck und manchmal qualmte es so dick aus der Foxel, daß man schon Wasser an Deck bestellen wollte. Neben dem vorhandenen Proviant, der manchmal schon etwas seltsam roch, war doch der „Proviantraum“ ohne Kühlung, einzig ein Lüfter sorgte für ein wenig frische Luft. Aber das „Menü“ war ja so stark gewürzt, daß man sowieso nichts schmeckte. Ich durfte mal von der Soße probieren und ich hatte geglaubt, ein glühendes Stück Eisen verschluckt zu haben. Also neben dem „Lagerproviant“ gab es auch noch Frischware. In seiner Freizeit saß der Koch achtern auf einem Poller und angelte. Er hatte nur eine recht starke Nylonschnur auf ein Stück Holz gewickelt, am Ende ein paar verschiedene Haken, die so ca 1-2 Meter im Wasser hingen und ein Stückchen Stauholz als Schwimmer.So kurz vor der Dunkelheit fing er die besten Fische, meistens Barsche oder auch Barrakudas.Die Barrakudas wurden in einer scharfen Soße gekocht, während die Barsche aufgespießt wurden und in der offenen Feuerstelle geröstet wurden. Natürlich habe ich auch davon probiert und war angenehm überrascht, wie gut das schmeckte. Ich war der Einzige, der so „mutig“ war, das „Crewboy-Food“ zu probieren und der Timmy meinte, wenn ich so weitermache, würde er das Plumsklo auf der Back für mich stehen lassen. Timmy mochte die Crewboys eh nicht, musste er doch wegen ihnen ständig sein Schapp abschließen und immer sein Werkzeug im Auge behalten, denn Sägen und Stechbeitel oder auch Leim übten eine unheimliche Faszination auf die Jungs aus. Auch im Kabelgatt war so Einiges, das begierig angeschaut wurde, aber der „Headman“ wusste natürlich, daß er beim nächsten Mal nicht mehr kommen durfte, sollte das mit dem Diebstahl Überhand nehmen. Bei den Putzlappen, vor Allem der Ballen weiße Putzlappen, in dem manchmal noch komplette Stücke Wäsche waren, konnte man garnicht gegenan. Der nahm so schnell ab, als hätte er die Schwindsucht.Wir fuhren nicht jede Reise Locks. Bei „normalem“ Stückgut waren natürlich keine Crewboys dabei. Das waren dann auch andere Häfen und meistens wurde auch an der Pier geladen. Solche Häfen waren denn auch das Salz in der „West-Afrika-Suppe“, konnte man doch dort für ein paar „Gujambel“ so richtig die Sau rauslassen. Ein paar „Lords“ hatten schon ihre zweite Familie dort aufgebaut. Kribi oder Douala, das waren so zwei Häfen. Bei einem Landgang in Douala, als ich über den Markt „schlenderte“, sah ich „i h n“. Eigentlich gehörte er in die Kategorie „Frischfleisch“, aber als ich mich dem Stand näherte, sprang mich der Knirps an, kletterte an mir hoch und klammerte sich so fest an mich, als wolle er mich überzeugen, daß er und ich unbedingt zusammengehören. Die Rede ist von einem „Drill“, einem Hundsaffen, die adult die Größe eines Schäferhundes erreichen. Aber das hier war noch ein Baby und obwohl er mich einsaute, wollte ich den Kleinen nicht dem Kochtopf überlassen. Es dauerte eine halbe Stunde zähester Verhandlungen, natürlich hatte man längst bemerkt, daß ich den Monkey unbedingt haben wollte, und ich konnte in Begleitung des Affen und eines „Halbaffen“ an Bord marschieren. Der Halbaffe war ein Gehilfe des Verkäufers, der mit an Bord kam, um die Stange Zigaretten mitzunehmen, die ich als Zahlungsmittel angeboten hatte.An Bord kam der Monkey erstmal auf die Poop, dort stand eine „Kartoffelkiste“, die ihm erstmal als Behausung dienen sollte. Nachdem der „Alte“ mit einem Knurren dem Verbleib zugestimmt hatte, musste das neue Bordmitglied erstmal getauft werden. Also wurde nach dem Auslaufen ganz feierlich die Taufe angesetzt und unter Mitwirkung des Täuflings, wurde dieser auf den Namen „Fips“ getauft, wobei er sich eines Seemanns würdig erwies, als er eine ganze Flasche Holsten alleine aussoff. Dies war Fipsens erster Rausch, aber beileibe nicht sein Letzter.In den Häfen blieb Fips auf der Poop angeleint, aber sofort nach Leinen los, konnte er sich frei an Deck bewegen. Fips genügte es, sich an mich zu klammern oder auf mir herumzuturnen. Wo ich auch hinging, Fips hing mir an den Klamotten und wollte jemand Anderes ihn von mir wegnehmen, so stützte sich Fips auf seine Hände und keckerte den „Angreifer“ an, wobei er seine imposanten Eckhauer zeigte, die selbst im Babyalter schon recht gefährlich aussahen. Manchmal war es schon Stress pur, zumal wenn er unbedingt „mithelfen“ wollte. Er entwickelte vollkommen neue Farbkomponenten und war mitunter schwerer zu kontrollieren als alle Crewboys zusammen. Die Zimmermannshock, das war für ihn das Größte und Timmy hat durch Fips mindestens fünf Kilo abgenommen.Was sehr wichtig war, innerhalb kürzester Zeit hatte Fips begriffen, daß nicht der ganze Dampfer seine Toilette war. Achtern vor der Heckklüse war ein Speigatt und das wurde zu seiner Toilette. Auch sonst begriff der kleine Kerl sehr schnell und ich fing an, ihm kleine „Kunststückchen“ beizubringen. Es gab allerdings auch Situationen, bei denen ich die Luft anhielt. So sprang er bisweilen vom Deckshaus auf den Schanzdeckel und lief auf diesem bis zum Mittschiffsaufbau spazieren, auch wenn die Ubena nicht gerade ruhig lag. Beim Labsalben musste er natürlich mit vollem Körpereinsatz mitmischen, wobei kein Auge trocken blieb. Gelabsalbt wurde dabei grundsätzlich Alles, wobei Fips sich irgendwann selbst als Twist benutzen konnte. Die Körperreinigung nach solchen Einsätzen war jedesmal filmreif. Außer mir durfte das auch niemand machen und selbst ich kam nicht ohne Blessuren davon. Vor Allem, wenn er Seifenschaum in Auge oder Nase bekam, wurde er fast wahnsinnig. Hier musste ich mit aller Härte und Konsequenz der „Oberaffe“ sein, sonst wäre Fips mal irgendwo von selbst kleben geblieben. Als wir dann Richtung Europa fuhren fing ich an, ihm Klamotten anzuziehen. Das war nun etwas, für das hatte er überhaupt keinen Nerv. Er hätte in jeder Stripteaseshow den Weltmeistertitel geholt, so schnell flogen die Plünnen durch die Gegend, kaum daß ich ihn losgelassen hatte. Dabei machte das Anziehen selbst noch Spass, zumal ich ihn dabei mit einer Bürste noch durchmassierte und er zwischendurch ein paar Rosinen naschen durfte. Rosinen und Backobst waren überhaupt das Allergrößte. Die stopfte er sich in die Backen, bis vor lauter Kropf kaum noch „Affe“ zu sehen war. Danach konnte er mit mir in der „Segellast“ sitzen und während ich einen Lüfterbezug nähte, sortierte er mit Inbrunst seine Schätze, indem er sie aus dem Hals fischte, sie begutachtete und je nach Laune hinunterschluckte oder nochmals bunkerte.Beim Dressieren versuchte ich, daß er mit Besteck von einem Teller essen lernt. Das ist natürlich überhaupt nicht artgerecht und entspricht in keiner Weise dem Fressverhalten dieser Paviane. Diese Tiere treten ja in großen Rudeln auf, ist irgendwo was Fressbares entdeckt, fällt die ganze Horde ein, stopft so viel wie irgend geht in den Kropf und verzieht sich dann wieder in sichere Gefilde. Dort wird dann sortiert, was so an Beute angefallen ist, wobei die Kleinen und Schwachen erst mal untersucht werden, was sie denn so vorzuweisen haben. Bei der direkten Nahrungsaufnahme ist also naturgegeben schon Hektik und Schnelligkeit überlebenswichtig und angeborenes Verhaltensschema. Es hat unzählige Versuche gebraucht, bis ich Fips soweit hatte, daß er die Rosinen mit einem Löffel aus einem Napf schaufelte und sie dann kröpfte. Jedesmal, wenn er den Löffel wegwarf, bekam er garnichts zu fressen. Dann gab ich ihm mit dem Löffel direkt in die Schnauze bis er es irgendwann begriffen hatte. Allerdings musste ich ihn unentwegt dabei anschauen, solange er den Löffel hielt.Beim Dressieren versuchte ich, daß er mit Besteck von einem Teller essen lernt. Das ist natürlich überhaupt nicht artgerecht und entspricht in keiner Weise dem Fressverhalten dieser Paviane. Diese Tiere treten ja in großen Rudeln auf, ist irgendwo was Fressbares entdeckt, fällt die ganze Horde ein, stopft so viel wie irgend geht in den Kropf und verzieht sich dann wieder in sichere Gefilde. Dort wird dann sortiert, was so an Beute angefallen ist, wobei die Kleinen und Schwachen erst mal untersucht werden, was sie denn so vorzuweisen haben. Bei der direkten Nahrungsaufnahme ist also naturgegeben schon Hektik und Schnelligkeit überlebenswichtig und angeborenes Verhaltensschema. Es hat unzählige Versuche gebraucht, bis ich Fips soweit hatte, daß er die Rosinen mit einem Löffel aus einem Napf schaufelte und sie dann kröpfte. Jedesmal, wenn er den Löffel wegwarf, bekam er garnichts zu fressen. Dann gab ich ihm mit dem Löffel direkt in die Schnauze bis er es irgendwann begriffen hatte. Allerdings musste ich ihn unentwegt dabei anschauen, solange er den Löffel hielt. Nur ein kurzer Blick beiseite genügte, der Löffel flog weg und Fips stülpte sich den ganzen Napf über mit offener Schnauze und fing alles auf, was nicht vorbeifiel. Bei Rosinen machte das ja so gut wie keinen Dreck und die vorbeigefallenen ließen sich auch wiederverwenden. Clou war es aber, daß Fips normale Mahlzeiten mit Besteck essen sollte. Dies konnte ich natürlich nur an Deck mit ihm üben, wobei auch schon mal eine Schale über Bord ging. Was er ganz schnell begriffen hatte, war Bier aus der Flasche zu saufen. Anfangs war das schwierig, denn kaltes Bier war ja gefährlich, aber nachdem er mal spitz hatte, daß das Bier, wenn der Schaum erst mal weggespritzt ist, gut schmeckt und auch leicht zu trinken ist, durfte man keine offene Flasche Bier unbeaufsichtigt stehen lassen.Auf Rückreise wurde es dann auch zu kalt, den Monkey auf der Poop zu lassen. Timmy baute ihm eine abschließbare Koje und er zog bei mir in die Kammer ein. An Deck war es schon nicht einfach, aber in der Kammer unmöglich, Fips an einer Stelle zu halten. Ich hatte keine Ahnung, was so ein Miefquirl alles aushält. Die Backskiste und die Schubladen unter der Koje waren die reinsten Abenteuerspielplätze. Dann hatte er entdeckt, wie köstlich die Zahnpasta schmeckt. Sobald er die golgathe in die Pfoten bekam, „verschönte“ er Heim und Affe. Um ihm das abzugewöhnen holte ich mir vom Steward eine Tube „Brisk“ ein Haarfett dessen Verpackung fast so aussah wie die der Zahnpasta. Nachdem er sich fast die ganze Tube auf einmal in die Schnauze gedrückt hatte, merkte er erst, daß dies was Falsches war und vor Allem widerlich schmeckte. Mit beiden Pfoten gleichzeitig grub er sich im Hals herum und versuchte, das Zeug irgendwie loszuwerden. Danach habe ich ihn die ganze Nacht achtern am Poller festgebunden, weil er die Scheisserei hatte. Danach mochte Fips nichts mehr aus Tuben.Nur ein kurzer Blick beiseite genügte, der Löffel flog weg und Fips stülpte sich den ganzen Napf über mit offener Schnauze und fing alles auf, was nicht vorbeifiel. Bei Rosinen machte das ja so gut wie keinen Dreck und die vorbeigefallenen ließen sich auch wiederverwenden. Clou war es aber, daß Fips normale Mahlzeiten mit Besteck essen sollte. Dies konnte ich natürlich nur an Deck mit ihm üben, wobei auch schon mal eine Schale über Bord ging. Was er ganz schnell begriffen hatte, war Bier aus der Flasche zu saufen. Anfangs war das schwierig, denn kaltes Bier war ja gefährlich, aber nachdem er mal spitz hatte, daß das Bier, wenn der Schaum erst mal weggespritzt ist, gut schmeckt und auch leicht zu trinken ist, durfte man keine offene Flasche Bier unbeaufsichtigt stehen lassen.Auf Rückreise wurde es dann auch zu kalt, den Monkey auf der Poop zu lassen. Timmy baute ihm eine abschließbare Koje und er zog bei mir in die Kammer ein. An Deck war es schon nicht einfach, aber in der Kammer unmöglich, Fips an einer Stelle zu halten. Ich hatte keine Ahnung, was so ein Miefquirl alles aushält. Die Backskiste und die Schubladen unter der Koje waren die reinsten Abenteuerspielplätze. Dann hatte er entdeckt, wie köstlich die Zahnpasta schmeckt. Sobald er die golgathe in die Pfoten bekam, „verschönte“ er Heim und Affe. Um ihm das abzugewöhnen holte ich mir vom Steward eine Tube „Brisk“ ein Haarfett dessen Verpackung fast so aussah wie die der Zahnpasta. Nachdem er sich fast die ganze Tube auf einmal in die Schnauze gedrückt hatte, merkte er erst, daß dies was Falsches war und vor Allem widerlich schmeckte. Mit beiden Pfoten gleichzeitig grub er sich im Hals herum und versuchte, das Zeug irgendwie loszuwerden. Danach habe ich ihn die ganze Nacht achtern am Poller festgebunden, weil er die Scheisserei hatte. Danach mochte Fips nichts mehr aus Tuben.Mit sinkenden Temperaturen wurde Fips immer länger unter Deck eingesperrt. In Antwerpen, erster Löschhafen in Europa, musste er zum Veterinär, wurde untersucht, bekam eine Spritze gegen alles Mögliche und einen Quarantänepass. Gleichzeitig dazu von der Hafenbehörde und vom Schiff abgestempelt, daß er unter dem Namen "Fips" an Bord des MS."Ubena" registriert ist. Somit war er offiziell als "Bordaffe" gemustert und fast schon deutscher Staatsbürger. Wohl um seine bordtauglichkeit zu beweisen, durfte er vor der Hafenbehörde seine "Esskultur" unter Beweis stellen, das war sowas wie ein "Probelauf" und Fips musste das auf Wunsch des Kapitäns und zum Leidwesen des Stewards in nächster Zukunft noch einige Male wiederholen.In Antwerpen besorgte ich auch eine reichverzierte Hundeleine mit "Halsband", das aber um die Hüfte befestigt wurde. Jetzt wurde das Laufen an der Leine geübt, sowohl an Bord, als auch an Land, erstmal nur die Pier rauf und runter. Meine Landgänge wurden dann jedesmal zur "Affenschau" und es dauerte schon eine Weile, bis Fips begriff, daß die Aufmerksamkeit und der Rummel um ihn, nicht gefährlich für ihn war. Alles was früher mein "Landgangszeug" war, blieb im Spind hängen und ersatzweise kam das "fipsgeeignete" Landpäckchen" zum Einsatz. In Hamburg wurde es dann Ernst. Fips sollte, wie es sich für einen "Seemann" gehört, auch den Kiez kennenlernen. Wir fuhren mit vier Mann und Fips im Taxi, Fips zwischen meinen Füßen vor dem Beifahrersitz.Erst wollte der Taxifahrer ja nicht, wegen dem Dreck und dann der Ärger mit dem Zoll, aber wir konnten seine Bedenken restlos zerstreuen, hatte ich doch die "Dokumente" aus Antwerpen mit.Fips sollte gleich als Erstes die grausamste Seite der Reeperbahn kennenlernen. Wir ließen uns bis "Hans-Albers-Platz" kutschieren, liefen dann aber zur Herbertstraße. Da ging dann so manches Fenster auf und jede wollte unbedingt mal den Affen streicheln. Als ob Fips gewusst hätte wo er sich befindet, saß er vor einem der Fenster, hatte einen seemännisch astreinen Steifen und spielte voller Inbrunst damit. Die "Damen" waren hin und hergerissenund ich konnte nicht umhin, meine neue "Geschäftsidee" preiszugeben. Sollten sie sich doch ein paar Pavianweibchen zulegen, das wäre doch schon die Basis für nen flotten "Vierer". Nachdem Fips dann eine ganz zudringliche Schöne gebissen hatte, zogen wir es vor, die Lokalität zu wechseln, war doch urplötzlich aus einem niedlichen, kleinen Monkey eine reißende, blutrünstige Bestie geworden. Wir also zurück zum "Hans-Albers-Platz", dort gab es ein paar "Bars" in denen die Flasche Bier so DM 1,50 oder DM 2.- kostete, also normale Preise und unserer "schmalen Rente" angemessen. Allerdings war ich mir meiner Verantwortung als "Affensitter" wohl bewusst und rechtzeitig, bevor mich Fips noch an Bord schleppen musste, warf ich das Handtuch und wir seilten uns ab. Unterwegs zu den Landungsbrücken begegnete uns so ein verrückter "Heiermannslude", "bewaffnet" mit einem Schäferhund der zweifellos mehr Verstand hatte als sein Herrchen. Der Hund wollte sich nämlich vorbeischleichen, aber der Blödmann am anderen Ende der Leine wollte unbedingt eine Kraftprobe und hetzte seine Töle auf uns, selbst noch ein paar Schritte mit Schwung in unsere Richtung nehmend. Was nun kam, war eine grausame Erfahrung für Herr und Hund. Um Fips nicht einzuengen, hatte ich ihn von der Leine losgenommen und wie der Blitz ging er dem Köter an die Kehle und eigentlich hatte er den ganzen Hund in Arbeit. Auch den "Luden" schnappte er, war der doch blauäugig genug und wollte mit der Hundeleine zuschlagen. Also es stand 2:0 für uns und es ging so schnell, daß man hinterher garnicht mehr sagen konnte wie,wann,wo und was alles passiert ist. Der Blödmann wollte dann noch zur Davidswache, aber die "Zuschauer" hatten ohne Ausnahme für uns Partei ergriffen und so konnten wir mit einem neuen noch nie gekannten "Triumphgefühl" Richtung Fähranleger weitermarschieren.Nachdem dieser Landgang gerade noch mal gutgegangen war, sollte Fips zukünftig doch lieber an Bord bleiben. Eigentlich wollte ich mit ihm noch mal nach Hagenbeck, damit er mal sieht, wie gut es ihm an Bord geht, doch ich wurde überstimmt. Ich glaube, wir wären auch garnicht an der Kasse vorbeigekommen. Nach den obligatorischen europäischen Ladehäfen, nach Hamburg kamen Bremen, Rotterdam und Antwerpen, gings wieder Kurs Afrika. Diesmal war Port Gentil erster Afrika-Hafen, wo wir auch die Crewboys nahmen. Damit war schon mal sicher, es würde eine Locks-Reise werden. Von jetzt an musste Fips aufpassen, daß er nicht als kleine Zwischenmahlzeit sein Affenleben beendete. Der Headman war allerdings instruiert, daß dies auf keinen Fall ein Kavaliesdelikt wäre. Solange geladen wurde, musste Fips mit seiner "Kartoffelkiste" Vorlieb nehmen, war es doch zu gefährlich, wenn er überall dazwischen auftauchte und man nicht wusste, was als Nächstes kommt. Dann passierte ein Unfall mit einem der Waterboys. Irgendwie hatte er einen Lock falsch angeschlagen, der fing an zu wirbeln als er aus dem Wasser kam und fegte den armen Kerl zwischen die schwimmenden Locks, die, als sie zusammenklatschten den Waterboy zu Brei quetschten. Der Ladebetrieb wurde daraufhin erst mal gestoppt, mit einer Barkasse wurde das Floss mit den Locks vom Schiff weggezogen und die Reste von dem Boy aufgefischt. Danach fuhr der Headman mit der Leiche an Land um die "Formalitäten" zu erledigen. Nach ein paar Stunden kam die Barkasse, ein neues Floß im Schlepp und den Headman an Bord, wieder zurück und es wurde "normal" weiter gearbeitet. Später kam dann noch von der Behörde Jemand, um mit dem ersten Offizier den Unfallhergang aufzunehmen. Ich nehme mal an, daß für den armen Burschen kein "Staatsbegräbnis" geplant war. Abends bekam dann jeder von den Crewboys einen Schluck Rum mehr ausgeschenkt und die "Trauerfeier" war beendetEiner der Löschhäfen war diesmal Abidjan und ich fuhr gleich am ersten Abend nach Gautier schauen. Ich traf ihn auch stockbesoffen, aber immer noch soweit klar, um mich zu erkennen. Er versprach, am nächsten Tag mal an Bord zu kommen. Tatsächlich hielt er Wort, es war ihm schrecklich unangenehm, daß ich ihn so besoffen gesehen hatte und er wusste garnicht so recht, wie er diesen Kratzer im Lack wieder wegpolieren konnte. Den Panther hatte er an einen Privatzoo verkauft und in ein paar Wochen sollte er eine Safari begleiten, so ein paar Superreiche suchten den Nervenkitzel im Busch, sollte aber auch nicht zu anstrengend sein. Er war schon ein paar Tage unterwegs, die größeren Etappen sollten per Hubschrauber zurückgelegt werden und er suchte die passenden Krals, wo man bedenkenlos campen konnte, waren doch mal wieder politische Spannungen im Anmarsch. Fips war für ihn nur interresant, weil er das Kunststück mit dem Löffel inzwischen perfekt beherrschte, aber immer noch, sobald man den Blick abwandte, sofort den Napf über dem Gesicht ausleerte. Er meinte, ich solle aufpassen, in Kürze käme der Affe in die Pubertät und würde er seine Kräfte messen wollen. Manche wären da regelrecht gefährlich und ich sollte immer auf eine Attacke gefasst sein. Nun Gautier hatte jahrelange Erfahrung im Umgang mit solchen Tieren und ich nahm seine Warnung durchaus ernst. Leider verblieb keine Zeit, ihn in seinem Domizil zu besuchen. 14 Tage später zeigte sich dann, daß Gautiers Warnung nicht unbegründet war.Ich war mit zwei Junggraden im Kabelgatt, wir spleißten ein paar Stander, eigentlich spleißten nur die Junggrade, ich war voll damit beschäftigt, Fips in Zaum zu halten. Was genau die Ursache war, konnte später keiner mehr sagen, ging Alles doch viel zu schnell. Jedenfalls sprang Fips plötzlich zähnefletschend und mit wilden Schreien auf den Leichtmatrosen, verbiss sich in dessen Schulter und ich konnte nur noch mit einem dicken Tampen auf ihn einschlagen, damit er losließ. Der Leichtmatrose kam sofort zum zweiten Offizier, der auch das "Hospital" unter sich hatte, bekam eine Tetanus-Spritze und einen ordentlichen Verband. Es war eine ganz schön große Wunde und Fips bekam sofort Freilauf-Verbot. Aus dem kleinen "Taschenäffchen" war ja inzwischen ein etwa boxergroßer Pavian geworden und dessen Gebiss konnte schon Schaden anrichten. Ich habe natürlich mit ihm geschimpft und er machte auch einen ganz zerknirschten Eindruck, was aber die Attacke nicht aus der Welt schaffte. Ich musste später zum Alten auf die Brücke und er fragte mich nach der Ursache des Angriffs. Ich erzählte daraufhin, was mir Gautier gesagt hatte und daß es vielleicht nur eine Machtprobe war. Wir verblieben, daß Fips nur noch mit mir Kontakt haben sollte, da er mich offensichtlich noch als den "Stärkeren" akzeptierte, aber spätestens in Hamburg müsse der Affe von Bord. Ich hatte ohnehin vor, nach dieser Reise abzumustern und versprach, Fips mitzunehmen. Er blieb jetzt auch auf der Poop, die Kartoffelkiste bekam innen eine zweite Wand und auch einen doppelten Boden, und Fips verstand die Welt nicht mehr. Jede freie Minute versuchte ich ihn aufzumuntern und wenn er mich sah, bettelte er wie ein kleines Kind, daß ich ihn losmache. Ich setzte mich dicht zu ihm und er kuschelte sich wie als Baby dicht an mich wobei er wimmerte, als wolle er die ganze Welt um Verzeihung bitten. Selbst die Rosinen schienen ihm nicht mehr zu schmecken Leider hatte ich die Zeichen total mißverstanden. Sicher hatte Fips um mehr Streicheleinheiten gebettelt und auch die "Gefangenschaft" auf der Poop war ein Auslöser, daß er sich an mich klammerte, der wirkliche Grund war aber eher sowas wie ein Hilfeschrei. Vor Allem die Nächte in der "Kartoffelkiste" und der Umstand, daß Fips keine "Plünnen" an sich mochte, führten wohl dazu, daß er sich eine Lungenentzündung zuzog. In der Biskaya fand ich ihn dann tot zusammengekauert in seiner Kiste, als ich ihm sein "Frühstück" bringen wollte. Ich habe ihm einen schönen "Seesack" genäht und mit einem dicken Schäkel darin, bekam Fips ein "Seemannsgrab". Vielleicht war das für Alle das Beste, mich überkommte Heute noch Wehmut und auch ein Schuldgefühl,hätte Fips wirklich so enden müssen. Andererseits, was wäre geschehen, wenn Fips mit mir abgemustert wäre? Kein Seemannsheim hätte uns aufgenommen und in irgend einem Zoo wollte man bestimmt keinen Affen haben, der so auf den Menschen geprägt war. Es folgten traurige Tage für mich und irgendwie war ich froh, als ich in Hamburg von Bord ging.Auch auf dem Kontor wusste man von Fipsens Tod, auch die Story mit der "Esskultur" machte dort die Runde und man versuchte mich zu trösten und aufzumuntern. Nach dem "Urlaub" sollte ich auf die Karroo einsteigen und so fuhr ich erstmal nach Hause. Das mit der "Karroo", sie war ein fast neues Schiff, ging mir immer wieder im Kopf rum, aber je länger ich darüber nachdachte, desto weniger gefiel mir die Aussicht, dort einzusteigen. Ich wollte mal wieder etwas ganz Anderes ausprobieren. Irgendwie las ich in der Zeitung über eine Rettungsaktion, in der auch Seeschlepper involviert waren und ich dachte mir, "das könntest Du doch auch mal versuchen". Ich rief bei "Bugsier" und bei "Fairplay" an, sagte daß ich noch Urlaub hätte, wäre aber jederzeit marschbereit, sollte ein Matrose auf einem Seeschlepper gebraucht werden. Bei DAL sagte ich ab und auch Max, der zwischenzeitlich angerufen hatte, bekam einen Korb.In Gedanken war ich auf so einem riesigen Hochseeschlepper irgendwo stationiert. Es dauerte eine Zeit, aber dann kam der Anruf von Fairplay, ich könne in Rotterdam auf die Fairplay XI einsteigen. Naja, war eher ein etwas größerer Hafenschlepper, aber man sollte sich von Äußerlichkeiten nicht täuschen lassen. Wir haben so manchen Sturm mit Anhang abgeritten und immer im grünen Bereich. Hauptaufgabe von Fairplay XI war es, Bohrequipment zu den Bohrtürmen wo auch immer zu schleppen. Diese Teile waren größtenteils auf einem Ponton verschweißt und es gab verschiedene Werften rund um die Nordsee, wo wir die Pontons wegholten und zur Bestimmung schleppten. Bei ruhigem Wetter war das fast Spielerei, aber bei rauher See ging einem schon mal der Arsch auf Grundeis. Wichtig war, daß die Positions und Signallampen vom Schlepp immer zu sehen waren. Dazu waren die Lampen über eine Schaltuhr an mehrere Batterien angeschlossen, die sich geschützt auf dem Ponton befanden. Sollte auch nur eine dieser Lampen ausfallen, mussten wir mit dem Schlauchboot übersetzen und nach der Ursache schauen und je nachdem eine Birne auswechseln oder ein Kabel überbrücken, eine Aktion, die nur mit Schwimmweste ausgeführt werden durfte. Mit Ölzeug und Schwimmweste an dem Ponton hochzuklettern, das war schon Leichtathletik und Kraftsport in Kombination, hier hätte Fips bestimmt besser ausgesehen. Gott sei Dank kam sowas eher selten vor. Ansonsten war auf See ein Zwei-Wachen-System, wie auf den meisten Kümo's. Wichtig war vor Allem bei Fischereifahrzeugen, rechtzeitig klarzumachen, daß hier ein Schleppzug unterwegs war, nicht daß sich zwei Schleppleinen gegenseitig kreuzen.Manchmal dachte ich, der "Alte" springt gleich von der Brücke, wenn solch ein Fischerboot immer näher auf Kollisionskurs kam und auf keine Morsezeichen reagierte. Immerhin waren das, je nach Seegang, einige hundert Meter Schleppleine hinter uns und je nach Wellenhöhe sahen wir unseren Anhang garnicht mehr. Vor Allem die Holländer kreuzten immer gleich in großen Rudeln auf und waren sturer als die Ostfriesen.Wenn mal kein Auftrag vorlag, lagen wir in Rotterdam auf Stand by, das Längste waren mal drei Tage. Vor jedem Schlepp wurde genau festgelegt, wer was auf welcher Position erledigte, welches Material zum Einsatz kommen sollte und was alternativ in Frage kommt, falls mal was schiefgeht. Ich kam mir am Anfang vor wie ein Moses, aber gerade das spornte mich an, war das doch mal Seefahrt, wie ich sie noch nicht kannte. Es gab zwar einen "Salon", aber gegessen wurde in einer Messe, zumal auch nur ein Messesteward an Bord war, der war auch gleichzeitig der einzige Junggrad. Nachdem wir so einige Schlepps hinter uns hatten und ich gerade dabei war durchzublicken, mussten wir wegen Maschinenschaden in die Werft. Bis auf zwei Mann gingen alle in Urlaub und so fand ich mich im weißen Schloss am Meer wieder. Nach Hause wollte ich nicht und an Land rumgammeln auch nicht. Also schaute ich wieder bei Max rein und der hatte einen alten Shell-Tanker, die "Caprella". Außer der "Inka", war ich noch auf keinem Tanker und die "Inka" war ja von der Größe eher ein Kümo, obwohl sie auf große Fahrt fuhr. Ich musste nach Wilhelmshafen und kam da mitten in der Nacht an. Für damalige Verhältnisse war die "Caprella" schon ein Brocken, allerdings die Kammern, zwar riesig groß, aber ohne Verschalung und kein bischen heimelig.Sie hatte ein zähes, stinkendes Öl in Persien geladen und fuhr auch im Ballast wieder dort hin. Nur aus Neugier blieb ich an Bord, obwohl ich mich gleich von Anfang an nicht wohl fühlte. Irgendwie kam mir Alles so unpersönlich vor, obwohl sich die Crew während der Reise als ganz passabel erwies, stellte ich für mich fest, daß Tanker und "perverser" Golf nichts für mich waren. Nach dieser Reise war mein "Tankerbedarf" gestillt Diesmal war Rotterdam Löschhafen und ich schnürte meinen Seesack und fuhr mit dem "Säuferexpress" nach Hamburg. Dort angekommen, rief ich bei Komrowski an und konnte tatsächlich wieder auf die Adrian einsteigen.Einer der Ladehäfen war Dünkirchen und ich hatte Nachtwache. Es war saukalt und so hatte ich ständig eine heisse Tasse Kaffee bereit. Kurz nach Mitternacht hörte ich Schritte auf der Gangway und verließ die Mannschaftsmesse um zu schauen, wer an Bord kommt. Es waren zwar ein paar Unentwegte an Land spaziert, doch Dünkirchen war so berühmt nicht und außerdem waren die Meisten neu eingestiegen und entsprechend stier, das heißt, knapp bei Kasse. Es war auch niemand von der Crew, der da die Gangway hochkam, sondern eine noch recht junge Frau mit einem Mischlingshund, der, als er mich sah, fast in sich zusammenfiel und abwechselnd mit dem Schwanz wedelte oder diesen zwischen die Beine klemmte. Die Frau sprach nur französisch und fragte, ob sie sich ein wenig aufwärmen dürfe. Ich ließ sie in die Mannschaftsmesse, bot ihr von dem heißen Kaffee und fragte auch, ob sie etwas essen möchte. In der Pantry waren noch die Reste vom Abendbrot im Kühlschrank, eine ganze Platte mit Wurstaufschnitt und auch noch einiges an Käse. Die Beiden hatten wohl schon ewig lange nichts mehr gegessen, jedenfalls blieben weder Wurst noch Käse übrig und der Köter sah plötzlich nur noch halb so klapprig aus. Nach dem Essen unterhielten wir uns ein wenig, ein paar Brocken Französisch hatte ich noch aus meiner Kindheit behalten, war ich doch in der französischen Besatzungszone geboren und aufgewachsen. Sie war von ihrem Mann und dessen Eltern abgehauen, hatte das Geld, das sie dort noch hat mitgehen lassen, inzwischen verbraten und wusste jetzt nicht so recht, wie es weitergehen soll. Außerdem wäre sie sehr müde und ob sie hier schlafen dürfe. Unter der Bedingung, daß sie sich erstmal unter die Dusche stellt und auch ihren Köter mitschrubbt, ließ ich die Zwei in meine Foxel ziehen. Wir hatten im Waschraum eine Waschmaschine für das Arbeitszeug, die während die "Kleine" unter der Dusche stand, ihre Klamotten wusch. Ich ließ die Beiden pennen, sie in meiner Koje, der Köter lag davor und ich ging meine Nachtwache zu Ende.Halbsechs war großes Wecken angesagt und natürlich sahen die Jungs sofort die Plünnen, die im Trockenraum hingen. Ich habe dem Scheich die Story erzählt und wir vereinbarten, daß ich nach der Nachtwache erstmal mein "Nümmerchen" mache und dann kann er sie haben. Zum Frühstück gab es "Rundstück warm", also ein Brötchen aufgeschnitten, in der Mitte ein Stück Bratenfleisch und darüber schöne heisse Soße. Ich marschierte mit einem Tablett, Essen für drei Personen, der Köter hatte schließlich auch Kohldampf, in meine Foxel, wo die kjleine französin schon auf mich wartete. Der Hund bekam noch eine Pütz Wasser hingestellt und nach dem Frühstück ging es husch, husch in die Koje. Also diese Französinnen sind schon irgendwie Naturtalente, sie wand sich und stöhnte, daß man selbst beim Bumsen noch einwen hoch bekam. Nachdem ich fertig war, stand sie auf und wusch ihre "Muschi" über dem Eimer, den ich dem Hund hingestellt hatte. Der konnte es kaum abwarten, kaum daß der Eimer beiseite geschoben wurde, schlabberte der Köter die "Brühe mit Geschmack". Inzwischen habe ich sie über ihre weitere "Verwendung" aufgeklärt und als ob der Scheich zugehört hätte, klopfte er auch schon an meine Kammertür. Pflichtbewusst schlug der Köter an, weiter war aber von dieser Seite nichts zu befürchten. Der Bootsmann hatte seine Kammer ein Deck höher und konnte bei dieser Gelegenheit auch gleich den Hund mal "Gassi" führen. Später hat er mir erzählt, die Kleine hätte ihm so leid getan, daß er ihr DM 100.- zugesteckt hat. Als ich dann spät nachmittags geweckt wurde zum Auslaufen, waren die Beiden schon über alle Berge. Zu Ihrer Ehre muss noch gesagt werden, dass mir nichts geklaut wurde, obwohl mein Portemonai offen herumlag und auch ein paar Kröten drin waren. Seitdem waren der Scheich und ich "Lochschwager".Wir fuhren in der Levante rum, auch wieder Israel und Cypern. In Limassol war ich mit einem Matrosen an Land, wir nannten ihn den "roten Bomber", sah aus wie ein waschechter Ire, knallrotes Haar und eine Figur wie ein Preisboxer. Nach langer Zeit war die "Adrian" mal wieder ein deutsches Schiff, aber er blieb nicht lange an Bord. Die meiste Zeit war er unter Panama oder Liberia Flagge gefahren und hatte Europa überhaupt nicht gesehen. So hatte er in Chile geheiratet, obwohl er schon in Deutschland verheiratet war. Als er dann irgendwann in Deutschland ankam, warteten schon die Behörden auf ihn, weil seine Familie die ganzen Jahre Sozialhilfe bezogen hatte. Das Geld, das er bei sich hatte wurde gepfändet und so musste er sehen, daß er schnell wieder irgendwo an Bord kam. Natürlich dauerte es nicht lange, bis er auch bei Komrowski gepfändet wurde. Dabei hatte er noch Glück, daß die Frau in Chile noch keine Ansprüche stellte.Jedenfalls, in Limassol saßen wir nicht weit von der Pier in einer Kneipe und es ging ganz schön hoch her. Es wurde irgendein Glücksspiel gespielt, von dem ich keine Ahnung hatte. Der "rote Bomber" schaute eine Weile hin und plötzlich hing er mitten drin. Er hatte eh nur ein paar Kröten einstecken und irgendwie hatte ich schon erwartet, daß das nicht lange gut gehen konnte. Es wurde immer lauter und plötzlich hatte einer der Cyprioten ein Messer in der Hand. Da kam er gerade recht, ehe überhaupt Jemand begriff was los war, hatte der "rote Bomber" das Messer entwendet und die Hand des Cyprioten auf dem Tisch festgenagelt. Nun gab es eine Keilerei wie ich sie noch nie gesehen hatte und leider blieb auch ich nicht unbehelligt. Der Wirt hatte natürlich sofort die Polizei gerufen und die fragten auch nicht lange, sondern mischten gleich ordentlich mit. Letztlich saßen wir alle Mann im Polizeiknast, der "rote Bomber" und ich in einer anderen Zelle als die Cyprioten. Der Wirt, das falsche Miststück, hatte natürlich nicht gesagt, daß ich mit dem ganzen Trubble überhaupt nichts zu tun hatte und so wurde ich als gleich schuldig mit verurteilt. Das heißt, nachdem wir eine Nacht gebrummt hatten, wurden wir vom Schnellrichter alle gleichermaßen verurteilt. Dafür, daß ich zur falschen Zeit am falschen Ort war, durfte ich zwei volle Monatsheuern hinblättern.

moin WalliWu
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