Loginbox

Master next to god - das ist wohl lange her. Heutzutage ist der Kapitän "person most to blame", sprich der den man für jeden Mist zur Verantwortung zieht, auch wenn er praktisch gar keinen Einfluss darauf hat. Es geht nicht mehr darum, ein Schiff möglichst unfallfrei von A nach B zu bringen, sondern nur noch darum, die nächste Hafenstaatenkontrolle, oder andere Behördenüberprüfung zu überleben, während einen Reeder und Charterer nötigen, alle Gesetze und Regeln bis zum letzten Winkelchen auszunutzen. Wenn es dann Ärger gibt, weil es z.B. einfach nicht möglich ist, mit der vorhandenen aufs absolute Minimum reduzierten Crew rechtzeitig anzukommen, ladebereit zu sein, gleichzeitig zu laden, bunkern, Proviant zu übernehmen und noch einen Klassesurvey durchzuführen und dabei die Mindestruhezeiten einzuhalten, dann stellt sich der Reeder oder Charterer mit dem Rücken zur Wand und sagt: der Kapitän hätte es ja nicht machen müssen. Du kriegst Anweisungen, die vollkommen absurd sind und wenn du es machst, dann trägst du alle Verantwortung dafür. Hinterher will es keiner angewiesen haben. Wenn du dann als Kapitän solche Order schriftlich haben willst, heisst es du bist ein Unruhestifter und du kannst dir einen neuen Job suchen. Wenn du es machst und wirst erwischt, heisst es: "Wie konnte denn das schon wieder passieren?" Das Schlimmste ist, dass es so wenige Kollegen mit A... in der Hose gibt.

Na ja, ich habe das nun hinter mir gelassen und unterrichte an der Seefahrtschule. Fahre nur noch ehrenamtlich auf Segelschiffen und wenn die mir da dumm kommen, dann können die mich mal.

VG, Bärbel.

Das hätte ich nun gerade nicht vermutet, bytewind.
Ein Beruf in der Seefahrt scheint demnach zumindest für Deutsche nur noch etwas für Individualisten zu sein.
So wie du das nun schilderst, ist dieser einstmals angesehene Beruf wohl eher eine Bestrafung.
Denke aber mal, dass dies sich bei den Übel-Reedereien durchgesetzt hat.
Es wird auch wohl noch andere Reedereien geben, bei denen das Geschilderte anders verläuft.
Deine Entscheidung, nun einen anderen Weg zu gehen kann ich durchaus verstehen.
Also wünsche ich dir in den Unterrichtspausen wieder eine schöne unter weißen Segeln.

Moin Bythewind, moin @ all,

was da so über die heutige Stellung eines Kapitäns geschrieben wird, läßt den damaligen Wunsch mal Kapitän zu werden schon verblassen. ich wollte das auch mal werden, aber wie beschrieben (meine ehemalige Seefahrt) , bin ich vorher ausgestiegen.

Wenn man die aktuellen Geschäftsberichte von z. B. Hapag-Lloyd oder z. B.Ernst Russ liest, sind die geschäftlichen Ergebnisse - abhängig der konjunkturellen Lage - sehr unterschiedlich. Zur Zeit läuft es wohl sehr gut für die Anleger. Schneller Wandel ist jederzeit möglich.

Als Kapitän unter den aktuellen Gegebenheiten ist es nach der Schilderung von Bythewind wohl eher problematisch. Stellt sich mir die Frage, ob es flächendeckend wie beschrieben ist. Gibt es noch
"humane" Reereien oder sind diese alle verschwunden (wie z. B. Hansa, Rickmers, Poseidon, Mackprang, Schuldt, OPdR, Ahrenkiel, Bruns und diverse KüMo-Reedereien) ?.

Scheinbar läßt sich auch heute durch Seefahrt noch Gerd verdienen - womöglich nur durch das ausquetschen der minimalisierten Besatzungen.

Hier wären doch mal die noch aktiven Fahrensmänner nach Beiträgen gefragt!! Wie ist der aktuelle Stand aus persönlicher Sicht? Kommt doch mal aus der Deckung und lasst uns Oldies neues Erfahren.

Grüße aus der Provence vom

Excmatrosen

Ganz so ist das nicht, Exmatrose_1, die OPDR ist immer noch existent und fährt im gleichen Revier wie zu Zeiten von Frau Magerfleisch,

Gut gesagt, Exmatrose_1! - Wir sind auch noch lernfähig, um Neues zu erfassen. Also, wie wär's, liebe Leute? Und, bitte keine "Schwellenangst" wegen der "erarbeiteten" Kapitäns-Titel, denn diese werden an solche Mitglieder "automatisch vergeben", die eine bestimmte Anzahl von Beiträgen gepostet haben. (Ich persönlich, z.B., war zuletzt Matrose, 1961; mein Rang hier im Forum ist Kapitän/1. Ing. (Allerdings sind hier auch paar echte Kapitäne zu finden.)

Grüße,

Silverback.

Moin Zitteraal,

entschuldige den Lapsus. Wenn es diese Reederei noch gibt, fehlen in meiner Aufzählung sicher einige andere.

Insgesamt hat es wohl eine Konzentration gegeben weil der technologische Fortschritt, die Anforderungen an neue Schiffe/Schiffstypen und der Trend zu "immer größer" etliche "konventionelle" Reedereien schlicht überfordert haben.

Hoffe auf "Erhellung" durch die aktiven "jungen Seefahrer"

Gruß

Exmatrose